Akif Pirincci und der Zyonismus

Muhammed al-Chwarizmi, Erfinder des Algorithmus (Quelle: Wikimedia Commons)

Ich habe Pirinccis „Deutschland von Sinnen“ gelesen, mich größtenteils amüsiert, ob seiner derben Bodenständigkeit gekichert und empfand seinen üppigen, überschäumenden sprachlichen Orientalismus à la „Deutscher Mann, du bist das starke Geschlecht, in deinen Sehnen [meint er Händen?] ruht die Kraft und die Herrlichkeit des deutschen Landes …“ durchaus als eine stilistische Bereicherung für die deutsche Sprache.

Seine gezielten sprachlichen Tabubrüche („arschgefickt“ u. dgl.) halte ich in Notfällen, die es ja nicht wenige gibt, klar, als gezielte Maßnahme zum Unter- bzw. Durchbrechen des Bessermenschen-Speaks und zur Erzwingung von Aufmerksamkeit beim nicht selten komatösen Publikum für legitim, stelle bei mir selbst aber nach einigen Malen gewisse Ermüdungserscheinungen fest. Die Grenze zum Prolligen ist bisweilen überschritten, der edle Zweck kann nicht endlos mildernde Umstände erzwingen …

Solch edle Zwecke sind z. B. die Attacke gegen verschiedenen Repräsentanten des Genderismus, deren hoch dotierte Posten und pseudowissenschaftliche Possen nicht nachhaltig genug angeprangert werden können. D’accord! Da drückt man Pirincci die Daumen, er möge damit nicht regemäßig im Bereich des Judiziellen landen!

Oder sein unermüdliches Anprangern der Steuerpogrome, die unser Staat unangefochten immer ausgedehnter bei seinen ängstlichen, obrigkeitsbeflissenen deutschen Bürgern veranstalten kann.

Und das Thema des völlig überdotierten Staatsfernsehen, wo GEZahlt wird für durchschnittliche Intelligenz beleidigenden Wiederkäuer-, Leisetreter- und Propaganda-Journalismus. Alles richtig. Die Vergottung der Ausländer, Schwulen und Lesben, jawoll, jawoll.

Dies schreibt ein Mann, der nach eigener Aussage, wenn auch dem aufgeklärten Absolutismus der eigenen Perspektive, so doch der absoluten Säkularität seines Blickwinkels deutlich verpflichtet ist, und eben Allah & Co einen guten Mann sein lässt.

Die Bedeutung von “Farcebook”-Einträgen sollte man nicht überbewerten, aber Pirincci sagte im ZDF unlängst selbst, wie sehr er ihm Spaß bereite, sich auf diesem Jahrmarkt der Selfiesüchtigen und Teenies zu tummeln (möge ihm die 21-jährge Kunststudentin bald erscheinen!).

Unter einige seiner längeren Farcebook-Texte setzt er auch deutlich den bedeutsamen Copyright-Hinweis.

So muss es erstaunen, bei dem Katzenkrimierfinder letztlich doch starke Hinweise auf eine Vergottung zu finden.

Angesichts des Abschlachtens in Gaza ist es jetzt erforderlich, den gut gelaunten Ton einzustellen, denn jeder Erdbewohner würde, so er davon Kenntnis hat, es kritikwürdig finden, dass 1,82 Millionen Menschen, die Flüchtlinge sind oder von Flüchtlingen abstammen, links, rechts und hinten von Mauern, Stacheldraht und Militärcheckpoints eingezäunt sind, vorn, zur See hin, von der israelischen Marine daran gehindert werden, ob der grauenhaften Perspektivlosigkeit ihres unverdienten Schicksal sich alle im Mittelmeer zu ertränken und von oben aus der Luft von Drohnen überwacht oder eben pausenlos bombardiert werden. Ihr einziger noch verbliebener Ausweg war der nach unten, in die Tunnels, welche Gaza versorgungstechnisch am Leben erhalten.

Nein, dies ist kein „Krieg“, wie uns die Medien erklären wollen, sondern ein Schlachtfest. Ob der Metzger nun Israel oder Alienesien, Verrücktistan oder Eiapopeia heißt, jeder Mensch, in dessen Brustkasten so etwas wie ein Herz sitzt, könnte nicht anders, als sich zu empören, mithin emotional zu werden. Das ist biologisch bedingt, angeboren und hängt keineswegs mit dem vielbewarnten Antisemitismus zusammen, sondern mit der menschlichen Konstitution.

Umso erstaunlicher, dass der sonst so emotional überbordende, um nicht zu sagen inkontinente Pirincci, der mit der Zurschaustellung seiner zahlreichen Gefühle und Gelüste sonst gar nicht geizt, zu Gaza gar nichts einfällt – außer einer Satire bei Farcebook:

„BOYKOTT JETZT!
Viele fragen sich in diesen aufregenden Tagen, weshalb ich die schlimmen Vorgänge in Israel/Gaza nicht kommentiere. Ganz einfach, weil ich dann Konsequenzen ziehen und dieses Scheißjudenland boykottieren müßte. Unwissende denken jetzt bestimmt, das dürfte doch kein großes Problem sein, soll der Akif dann halt keine Jaffa-Orangen mehr essen. Wenn es doch so einfach wäre. Nach dieser Devise würde ich aber nicht nur auf ungefähr auf die Hälfte der Kulturleistungen und Errungenschaften der Menschheit verzichten, sondern ganz speziell auf israelische. Hier um nur ein paar zu nennen:

  •  Zirka 30 % der Microsoft-Software.
  • USB-Stick
  • Cherrytomate
  • Tröpfchenbewässerung (Existenziell für die Landwirtschaft)
  • Solarfenster (Es kombiniert Stromerzeugung mit Ressourcenschonung und coolem Design)
  • BabySense (ein Gerät, das helfen soll, den plötzlichen Kindstod zu vermeiden. Die hochempfindliche nicht-strahlende Matte wird unter die Matratze des Babys gelegt. Hört das Kleine einige Sekunden lang auf zu atmen oder bewegt es sich nicht mehr, gibt BabySense ein ohrenbetäubendes Signal ab, das die Eltern alarmiert)
  • die Sicherheitstür aus Stahl (Die Tür verfügt über ein geometrisches Schloss, dazu sichern Zylinder an verschiedenen Stellen im Rahmen den Hauseingang.)
  • Given Imaging. (Auch als Kapsel-Endoskopie bekannt, die heutzutage Standard bei der Untersuchung des Darms mit optischem Gerät ist)
  • Der Epilator.
  • 3D-Drucker (Die Firma Cubital entwarf den ersten, der keine Tinte auf Papier spritzt, sondern Formen aus Plastik.) usw.

Pirincci hat seine Gefühle darüber, was in Gaza gerade passiert, erstaunlich gut unter Kontrolle, oder Überraschung, –  er hat wohlmöglich gar keine?

Kein Zweifel:  Pirincci vergottet den Erfindergeist, den er in besonderer Konzentration „im Scheißjudenland“ sehen will.

Nun hat niemand von Bedeutung zu einem Boykott Israels aufgerufen (schon gar nicht Deutschland, das gerade wieder ein atomwaffenfähiges U-Boot verschenkte), aber hei, Wirtschaftssanktionen sind doch hoch in Mode, ja inflationär in Gebrauch als Bestrafung für Taten, deren Aufklärung sogar noch ausstehen (Syrien, Russland u. a.)

Da ist der Gedanke von Wirtschaftssanktionen gegen einen Staat, oder sagen wir Konteneinfrierungen bei Regierungsmitgliedern, deren Verantwortung unstrittig ist, doch gar nicht so abwegig. Sie würden – das wäre natürlich furchtbar! – evtl. Menschenleben retten und den Teufelskreis der regelmäßigen rituellen Vergewaltigung Gazas möglicherweise durchbrechen.

Doch Bestsellerautor Pirincci bleibt kuhl bis ans Herz hinan:

“Ich müßte praktisch mein ganzes Leben auf dem Kopf stellen, wenn ich diese Scheißjuden boykottieren müßte. Am allermeisten würde es mich schmerzen, daß ich dann keine US-Filme- und Serien mehr schauen könnte, weil mehr als die Hälfte deren Drehbuchautoren Juden sind.

[Ja, das ist eigentlich das schlagendste Argument von allen, nicht wahr?]

Allerdings ist mir zu Ohren gekommen, daß es auch Leute gibt, die keine Moslems mögen. Die haben es natürlich gut. Denn sie können frank und frei jegliche Erfindungen und Errungenschaften von Moslems der letzten 100 Jahre boykottieren – die da sind:


Nach dieser gewollten Leerstelle folgt zum Schluss eine ganz furchtbare Drohung, damit auch der letzte Farcebook-Leser merkt, dass Pirincci auf der richtigen Seite steht:

“P.S. Wer jetzt in den Kommentaren seinen Antisemitismus loswerden möchte, kann gleich freiwillig aus meiner Liste gehen.

Hm, hätte es den Deutschen bei der Benennung ihrer Verbrechen seit 1945 vielleicht etwas genutzt, darauf hinzuweisen, dass sie damals die Wissenschaftsnation Nr. 1 waren und die Wissenschaftssprache Deutsch war? Und der Erfinder des Computers eigentlich Konrad Zuse heißt, weswegen wir das Ding besser Zuser nennen sollten?

Aber halt, war der Erfinder des Algorithmus nicht ein gewisser Muhammed al-Chwarizmi aus Bagdad? (etwa 780–850 n. Chr.)

Ohne die Algorithmen und die arabischen Zahlen wären weder Computer noch ein einziges Computerprogramm denkbar.

Da könnten wir automatische Berieselung und Epilation in die Tonne treten. Die Menschheit wäre mithin arschgefi..t.

— Anzeigen —


Tags: , ,

3 Antworten zu “Akif Pirincci und der Zyonismus”

  1. Carsten sagt:

    Sehr schöner Text. Genau an der richtigen Stelle angesetzt, ausgewogen, ehrlich. Diesen Blog merke ich mir.

  2. Henning sagt:

    Hallo Frau Beck!

    Sie wundern sich über Akif Pirincci seinem Schweigen zu Gaza.
    Ich wundere mich nicht mehr.

    Schon in seinem Buch „Deutschland von Sinnen“ vernahm ich mehrfach Anbiederungsversuche an die „herrschenden Kreise“, die zu seiner sonst sehr salopp-fäkalen Art nicht richtig passen wollten.
    Vor dem Kauf des Buches hatte ich mir ein Interview auf Youtube reingezogen, wo Pirincci von einem Torsten Heinrich (auf eine Zigarre mit ..) befragt wird.
    Ich wollte wissen, ob die Kohle passend investiert ist, weil mir der Schreibstil von Akif P. nicht sonderlich behagte (zu zotig), aber die Themen lesenswert erschienen.

    Jener T. Heinrich kam da recht gescheit rüber und ich fragte mich: Wer ist denn das?
    Also suchte ich ein wenig bei Google und fand neben weiteren durchaus interessanten Interviews auch ein Gespräch mit Joachim Steinhöfel (http://www.youtube.com/watch?v=BiUE7kG0U74), den Sie vielleicht kennen.

    Da wurde auch das Thema Israel angesprochen und da gingen dann recht schnell die Alarmleuchten bei mir an.
    Kritik bis latente Islam-Hetze und ein „sehr großes Verständnis“ mit dem zänkischen Kleinstaat.
    Diese „Brodersche Mischung“ kannte ich doch irgendwoher.
    Hatte nicht Bundesbanker Thilo Sarrazin schon den IQ der Auserwählten bevorzugt?
    Auch die strammen FPÖ’ler (Strache) können schon länger recht gut mit den Zionisten.

    Offenbar hat sich das SYSTEM etwas Neues ausgedacht und versucht die von GRÜN-ROT und Merkel genervte unschlüssige Masse neu einzubinden.
    Dazu braucht es freche Sprüche, eloquente Redner und Themen, welche die Regierungen „rechts“ liegen lassen.

    Da Pirincci auf auf der „Achse der Guten“ schreibt, schließt sich sozusagen der Kreis.
    Da läßt man ihm die „Scheißjuden“ schon mal durchgehen, die jeden anderen zumindest ein Strafverfahren oder eine mediale Hinrichtung eingebracht hätten.
    Der Rest ist Geschwurbel, das die Maske nicht verrutscht.

    Ihre gut recherchierten atlantisch-zionistischen Netzwerke (siehe Guttenberg) sind noch viel umfassender als wir alle ahnen.
    Ohne SIE läuft im medialen Betrieb überhaupt nichts mehr.
    Auch die zunächst öffentlich verachteten Systemgegner sind überhaupt keine.
    Sie gehören zur großen Show.
    Die echten Gegner werden sofort versenkt!

    Übrigens, der obengenannte Torsten Heinrich gab auch ein kurzes Gastspiel bei der AfD.
    Doch so schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder.
    Der Grund war der grassierende Antiamerikanismus und der Pro-Putin Kurs in der AfD.
    Und das fiel ihm just 2 Monate vor der Europawahl ein.
    Na ja, wer’s glaubt.

  3. Friederike Beck sagt:

    Habe mich nicht gewundert, nur so getan…

Eine Antwort hinterlassen