Ja, Ja!
Ah ja, weiter!
Mach weiter!
Hach, das ist toll!
Oh ja, weiter so,
Oh mein Gott!
Das ist so unglaublich gut!
Und da sah ich es schließlich: Das Antlitz eines echten, unabhängigen Journalisten bei der Arbeit:
Im STERN (10/2009) findet sich eine äußerst amüsante Reportage über Wildschweine und wie sie intelligent und unverwegt, gewandt und gewitzt, gesträubt und gegen den Strich, unabhängig und unerschrocken, dreist und draufgängerisch, völlig unkonventionell und politisch inkorrekt, kompromisslos und kompromittierend, tollkühn und torpedoschnell, todesmutig und mit unglaublicher Durchsetzungskraft nach Nachrichten und Informationen, schnüffeln, graben, buddeln und recherchieren, das es nur so eine Art hat.
Sie stellen damit alle vergleichbaren Berufsgruppen völlig in den Schatten und haben sich ob ihrer unglaublichen Effizienz nicht nur Freunde gemacht!
Die verwegenen, wetterharten Borstentiere sind zu allen Jahreszeiten und bei jedweden Temperaturen unterwegs auf der Suche nach den besten Informationstrüffeln und echten Nachrichtennuggets. Selbst Minusgrade, Nachtfröste und andere widrige Recherchebedingungen können sie nicht stoppen. Sie graben sogar im Winter auf Fußballplätzen und in öffentlichen Anlagen nach Würmern und anderen Informationsdelikatesse.
Sie kennen keinerlei Scheu, auch in politische, militärische und monetäre Elitezirkel und abgeschotteten Politmeetings einzudringen und dort mit ihren Fragen und Nachforschungen nachhaltig zu stören: Ihr Selbstbewusstsein ist unerschütterlich. Die Friedhofsruhe etwaiger Informationsbrachen und Meinungslöcher stören sie, indem sie gerade dort mutwillig und lautstark nach Informationszwiebeln graben.
Offizielle Kreise hatten keine andere Wahl mehr als einzugestehen, dass die gefährlichen Rotten der beinharten Informationskeiler heute „in der Mitte der Gesellschaft“ angekommen seien.
Und das soll sich jetzt ändern. Wenn es nach den Plänen der Politiker geht, so wird es jetzt den Wildschweinen ganz gewaltig an den Kragen gehen. Man möchte endlich wieder unter sich sein. Man möchte endlich wieder ungestört Politik machen, in seinen Entscheidungen nicht hinterfragt und auf Festivitäten nicht mehr gestört werden.
Deshalb hat nun das Unweltministerium mit der offiziellen Jägerschaft Kontakt aufgenommen und angeordnet, dass man sich von dieser Seite dem Problem annehmen möge, was auch umgehend geschah.
Allerdings stellte sich das ganze Unternehmen als schwieriger als geplant heraus: Ein amtlich betrauter Jäger braucht laut STERN bis zu 60 Stunden, bis er so ein gewieftes Borstenvieh zur Strecke bringen kann. Dabei geht er selbst ein nicht unbeträchtliches Risiko ein, denn er muss oft stundenlang geschickt gelegten falschen Fährten und Informationen aus dem Weg gehen, Gräben überspringen und sich vor Fallen in Acht nehmen.
Auch Elektrozäune, die mit 8000 Volt beschickt werden, können die Wildschweine nicht von der Jagd nach der heißesten Information abhalten, wenn sie einmal mit ihrem Rüssel eine interessante Fährte aufgenommen haben: Der STERN berichtet, wie so etwas aussieht:
„… eine Sau, geschätzte 90 Kilogramm schwer [ging] an einen Elektrozaun, schnüffelte und zuckte. Dann sei das Tier 20 Meter zurückgegangen, habe Anlauf genommen und sei mit Geheul losgerannt. ‚Das ging mit Zunder’, sagte der Jäger. ‚Die ging da rein in den Zaun mit einem Tonnenschub. Das war wie eine Explosion.’ Die Sau kam durch.“
Deswegen denkt man derzeit sogar über flächendeckende Tötungen nach. Es droht somit ein Gemetzel ungeahnten Ausmaßen an den letzten echten, mutigen und unabhängigen Journalisten, die wirklich vor Ort und unter allen Bedingungen recherchieren.
Aber ich habe Hoffnung. Ich setze fest auf die Wildschweine.
Und hier gibt’s bei STERN-online noch den inspirierenden Originalartikel.
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