Der Morgen bringt die Entdeckung von dunkelilafarbigen Irissen.
Mit Beginn des Frühlings streife ich morgens über meine Lieblingswiesen, um wie ein botanischer Buchhalter alle mir bekannten Gesichter zu suchen und zufrieden zu begrüßen. Es verleiht Sicherheit, Gewissheit und Genugtuung, dass dies jedes Jahr gelingt. Das freudige Begrüßungsritual ist aber nicht alles: Ich spähe auch nach neuen Gesichter, nach Neuentdeckungen für meine Sammlung.
Und tatsächlich gelingt es mir doch jedes Jahr nach den „großen Ferien“ ein neues Gesicht zu entdecken. Letztes Jahr waren es auf einer kleinen, struppigen von verwilderten Olivbäumen und Korkeichen umgebenen Wiese rosafarbene Irisse. Beim Durchstreifen derselben Wiese entdeckte ich doch heute früh zusätzlich ganze Grüppchen von dunkellilafarbenen, zierlicheren, der gleichen Art.
Wie konnte ich denn letztes Jahr nur so blind gewesen sein? Aber vielleicht ist es nicht nur gestrige Blindheit sondern ein Beleg für mein sich offensichtlich ständig erweiterndes und schärfendes Wahrnehmungsvermögen? Oder noch besser: Meine Erwartungshaltung hat diese zierlichen Zwiebelchen unter dem Gestrüpp hervorgekitzelt und sie sich mir keck präsentieren lassen!
Mit diesen florierenden Einsichten gehe ich in den Tag und beschließe, auch die Erwartungshaltung meiner Zukunft gegenüber ungeniert zu steigern. Mal sehen, was sich mir demnächst noch keck präsentieren wird!
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Tags: Iris