“Rules of Deception” (Die Regeln der Täuschung) oder: Wie man den Krieg herbeischreibt

Regeln der Täuschung

Regeln der Täuschung

Vor etwa drei Wochen begleitete ich einen Freund in einen englischsprachigen Buchladen eines großen spanischen Einkaufszentrums. Während er bestellte Bücher abholte, schlenderte ich leicht gelangweilt umher und griff mir ein Buch aus dem Regal: RULES OF DECEPTION (Regeln der Täuschung) von Christopher Reich, einem amerikanischen Autor.

Ich schlug es auf und las: „Die Schweiz wurde 1291 gegründet und betrachtet sich selbst als die älteste kontinuierlich funktionierende Demokratie der Welt …“
Der Thriller eines amerikanischen Autors spielte also in der Schweiz. Das kam mir interessant vor, und ich kaufte das knallrote Ding.

Gleich von der ersten Seite an entwickelte das Buch einen Sog, der Prolog erreicht sogar literarisches Niveau. Durchweg kurze Kapitel umfassen jeweils nicht mehr anderthalb bis zwei Seiten, wodurch das Buch ungeheuer schnell getaktet wird. Jedes neue Kapitel ist mit einem Perspektive- und Schauplatzwechsel verbunden, was es ungemein spannend macht. In solcher Perfektion hatte ich diese Erzähltechnik zum letzten Mal bei Ruth Rendells „Sprich nicht mit Fremden“ bewundert. Reich verfolgte und verwob jedoch nicht nur zwei Erzählstränge, sondern bis zu sieben!

Jonathan Ransom, ein amerikanischer Arzt, der mit seiner Frau für „Ärzte ohne Grenzen“ in Genf arbeitet, verliert diese durch einen tödlichen Unfall bei einer Skitour in der Nähe der Schweizer Furga Nordwand; sie erleidet einen Beinbruch, er muss sie im dichten Schneetreiben zurücklassen, um Hilfe zu holen, nur um schließlich festzustellen, dass sie unterdessen versucht hat, sich weiterzubewegen und in eine Gletscherspalte gefallen ist…
Der verstörte Ehemann fährt allein zurück ins Hotel und findet unter den persönlichen Dingen seiner Frau auch einen Gepäckabholschein. Und damit beginnt der Albtraum:
Er gelangt in den Besitz dieser Gepäckstücke und zu Ransoms Schmerz über den Verlust seiner Frau gesellt sich immer mehr die beinahe noch schmerzlichere Gewissheit, dass seine Frau ein Doppelleben geführt hat, dass sie in gefährliche Dinge verwickelt war, ja, dass sie nicht einmal so hieß, wie er sie nannte.
Dieser Schock ist die Triebfeder für die nachfolgenden Bemühungen Ransoms, der Frage nachzugehen, wer seine Frau eigentlich war und worin sie verwickelt war.

Wenn ich den Prolog aufmerksam gelesen hätte, wäre mir gleich zu Anfang klar geworden, worum es in diesem Buch geht. Ich überlas jedoch ein Wort, „nashi“, weil ich zu faul war es nachzuschlagen…

Aus dem Prolog: (Übersetzung F.B.)
Die kalte Brise fegte über die Ebene und trug einen Schmetterling auf ihren Böen. Das bemerkenswerte Insekt flatterte umher, Höhe gewinnend, sich fallen lassend, hoch und nieder kreisend. Es war ein wunderschönes Exemplar mit Flügeln von einem lebhaften Gelb mit einem schwarzen Gitterwerk, und es unterschied sich vollständig von allen anderen der Gegend. Sein Name war genauso ungewöhnlich: Papilio panoptes. Der Schmetterling überflog die Bewachungsstraße, die elektrischen Sicherheitszäune und die Rollen von Stacheldraht. Jenseits des Zauns lag ein Feld von Wildblumen, unglaublich vielfältig und farbenfroh. Es waren nirgends irgendwelche Bauten zu sehen: keine Häuser, keine Schuppen, keine Gebäude irgendwelcher Art. Nur die Hügel von frisch zusammenstampfter Erde, die unterhalb des Blumenbaldachins kaum zu unterscheiden waren, legten Zeugnis von der kürzlich fertiggestellten Arbeit ab. Trotz seiner langen Reise mied der Schmetterling die Blumen (…)
Aber „nach sieben Tagen kam ein schneidender Wind von Norden auf, der Nashi“. Der seltsame Schmetterling wird schließlich am Boden zerstört und von einem Wächter gefunden: „Was er sah, ließ ihn erzittern. Im Innern des Thorax war eine in Aluminium eingefasste Batterie nicht größer als ein Reiskorn; mit ihr verbunden ein Mikrowellen-Transmitter (…) Seine Hände zitterten als er seine Vorgesetzten anfunkte. „Sie haben uns gefunden.“

Hätte ich „nashi“ nachgeschlagen, so wäre für mich die „Nuss“ sofort geknackt gewesen, so zog sich mein Aha-Erlebnis jedoch noch einige Kapitel hin …

“Nashi or N’aschi is a northeastern wind which occurs in winter on the Iranian coast of the Persian Gulf”

Während Dr. Ransom seinen persönlichen Albtraum lebt, indem er in der Schweiz versucht, dem Geheimnis des Doppellebens seiner Frau auf die Spur zu kommen, werden wir gleichzeitig mit einem CIA-Agenten einer „Special Removal Unit“ bekannt gemacht, dessen Job darin besteht, verdächtige Terroristen ausfindig zu machen und zu entführen. Ein gewisser Walid Gassan findet sich in der Obhut der CIA in Damaskus wieder, da man ihn im Verdacht hat, in Leipzig von einem russischen Waffendealer Plastiksprengstoff erworben zu haben. Die Schreie Gassans, er sei amerikanischer Staatsbürger, nutzen ihm gar nichts. Was folgt ist eine lange, lustvoll beschrieben Folterszene, die mich zum ersten Mal gegen den Autor einnimmt. Denn er beschreibt sie nicht mit erzählerischem Abstand sondern als ein „Erfolgsunternehmen“, ein probates und den Erfolg garantierendes Mittel, Verdächtige zu verhören:
Nach der Amputation eines Fingers geht’s mit Gassan so weiter:

„Heißer. Ein Wärter drehte an der Düse, die den Butangasbrenner regelte. Die Temperaturanzeige zeigte 140 Grad.“ Der Verdächtige wird bei lebendigem Leib in einem alten osmanischen Bad bei Aleppo in Syrien gesotten. „Heißer, sagte der Colonel“, es geht auf 195 Grad. „Colonel Michael war für die Folter geboren wie der Jockey für das Reiten.“
„Das erste was abfällt, ist dein Schwanz. Er platzt wie ein zerkochtes Würstchen.“ „Da bricht der ‚Damm’“, nach mehr als 24 Stunden Dauerfolter. Der Verdächtige spuckt alle geforderten Informationen aus: Namen, Daten, Passwörter etc.

Alsdann wird der Leser nach Wien versetzt, wir werden „Zeugen“ einer Geheimsitzung der „Internationalen Atomenergiekontrollbehörde“:

„Das kann nicht möglich sein’, sagte El Baradei und blätterte mit seinen Fingern in dem Bericht. ‚Ich fürchte, es gibt da keine Zweifel’, sagte der Mann neben ihm, Yuri Kulikov, ein Russe mit Pokergesicht, der Chef der IAEA-Abteilung für Nuklearenergie. „Aber wie?“ El Baradei schaute forschend in die Gesichter am Tisch. „Wenn das so ist, dann haben wir in jeder Hinsicht bei der Ausübung unserer Pflicht versagt.“ Ein Programm institutionalisierter Täuschung“, sagte Kulikov. Ein Täuschungsmanöver. Jahrelang haben wir unsere Anstrengungen bei Inspektionen auf einen Fleck konzentriert, während sie sehr geheim an einem anderen gearbeitet haben.“ Ein anderes Mitglied des IAEA-Rat bestätigt: „Die Genauigkeit der Daten steht außer Frage. Der Sensor war mit einem Chip der nächsten Generation ausgestattet, der in der Lage ist, die Signatur von Gamma-Strahlen auszumachen“
Dieser Hinweis lüftet gleichzeitig definitiv das Geheimnis des wunderschönen Schmetterlings: er war eine winzige Spionagedrohne!

„Für die Nutzung in Atomanlagen muss das radioaktive Mineral auf 30 Prozent angereichert werden. Um es als spaltbares Material verwenden zu können, – d. h. um eine nukleare Reaktion in Gang zu setzen – muss es ein Niveau von 93 Prozent erreichen. Der Bericht unter den Augen EL Baradeis sprach von einer Gamma-Strahlen-Signatur von erstaunlichen 96 Prozent.“

Die radioaktive Anreicherung findet im Roman also unterirdisch in einer gut getarnten Anlage statt. El Baradei wundert sich, wieso man sie hat finden können. Antwort: Der Hinweis kam von einem iranischen Regierungsmitglied. Dann wird El Baradei gefragt, ob die Amerikaner schon davon wissen. Er verneint. „Keep it that way.“
Ein japanisches IAEA-Mitglied erklärt El Baradei, dass der Iran 50.000 Zentrifugen besitze, die geschmuggelt wurden.
„Sir,  wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Republik Iran zur Zeit einhundert Kilo angereichertes Uran 235 besitzt.“ „Einhundert? Und wie viele Bomben können sie daraus bauen.“ „Der Finne schluckte. ‚Vier. Vielleicht fünf.“
El Baradei verpflichtet daraufhin alle Ratsmitglieder zum vorläufigen Stillschweigen. „Gott helfe und allen“, flüsterte er. „Es wird Krieg geben.“

In seinem 2008 bei Random House erschienenen Buch erbringt der Autor Christopher Reich für uns Leser also den Beweis, den bis dato alle 26 US-Geheimdienste nicht erbringen konnten: Der wundersame Papilio panoptes liefert die Gewissheit und die Messdaten über die Produktion von atombombenfähigem Uran durch den Iran und gleichzeitig lässt Reich den ehemaligen Vorsitzenden der IAEA Mohamed El Baradei als (fast gewissenlosen) Mitwisser dastehen.

Im Roman hält sich ein Mitglied der Wiener Kontrollbehörde jedoch nicht an El Baradeis Schweigegebot, sondern teilt sich mit. Und so sitzen wir im nächsten Kapitel in einer Sitzung des israelischen Geheimdienstes Shahab. Die Diskussion geht um die Wahrscheinlichkeit und die Folgen eines Nuklearschlages durch den Iran. Es folgt die interessante Einschätzung:

„Der Präsident des Iran glaubt an apokalyptische Endzeiten, wie sie im Koran beschrieben sind. Er sieht es als seine persönliche Mission an, die Wiederkehr des zwölften Imams zu beschleunigen, der auch als Mahdi bekannt ist, der rechtmäßige Nachfahre des Propheten Mohammed. Es steht geschrieben, dass seiner Wiederkehr eine Konfrontation zwischen den Kräften des Guten und des Bösen vorausgeht, was eine Periode ausgedehnter Kriege, politischer Aufruhr und Blutvergießen mit sich bringt. Am Ende diese Periode, wird der Mahdi die Welt in ein Zeitalter des universellen Friedens führen. Als erstes muss er jedoch Israel zerstören.“

Dieser Exkurs von Reich ist soweit korrekt, Ahmadinedschad ist tatsächlich ein Anhänger des Mahdi-Glaubens und er ruft diesen bei öffentlichen Reden gerne und häufig an. Der letzte Satz des Exkurses ist jedoch eine üble Hinzudichtung Reichs.

Ein paar Kapitel weiter finden wir uns in einem Mossad-Meeting wieder. In einer Notsitzung werden Sofort-Maßnahmen diskutiert, und man ist sich sicher: „Es war nicht länger die Frage einer Präventivmaßnahme, sondern von Selbstverteidigung.“

Begründung:
„Die Iraner haben zehn Anlagen, die in der Lage sind, waffenfähiges Uran zu produzieren.(…) Die in diesem Zusammenhang für ihre Anstrengungen wichtigsten Anlagen  sind die von Natanz, Isfahan und Busher. Und natürlich die neu entdeckte Anlage von Chalus. Wenn ein Erstschlag erfolgreich sein soll, müssen wir alle vier zerstören.“
Der Chef der israelischen Luftwaffe wendet ein: „Vier sind nicht genug.“ Der Mann denkt an mindestens 20 Ziele, die über den ganzen Iran verteilt seien. Erschwerend käme hinzu, dass sie unterirdisch lägen. Es werden die Details eines Bombardements besprochen. Der Bunker Buster Paveway III? Etwas problematisch, da er nur etwas 10 m tief reicht. Wenn die Anlagen aber 40 oder 60 oder sogar 150 Meter tief liegen, was dann? Die Lösung ist schnell gefunden:

„Paveway–N’s mit einem B61 Sprengkopf. Ein nuklear bestückter Bunkerbrecher, der ein Abwurfgewicht von einigen Kilotonnen hat. In etwas zehnmal so potent wie Hiroshima.“
Der Mossadchef macht es dem Premierminister nochmal klar: „Wir kennen ihre Fähigkeiten. Sie haben die Bombe und sie werden sie abwerfen. (…) Wir können den Besitz von Atomwaffen in den Händen eines Regimes nicht dulden, das eindeutig sein Bestreben klargemacht hat, Israel von der Landkarte auszuradieren.“
Das Kapitel endet mit: „All said the same words. ‚Long live Israel.’“

Im weiteren Verlauf des Suspense-Thrillers erhärten sich sowohl für den Arzt und Witwer Dr. Jonathan Ransom als auch für den Leser die Gewissheit, dass es hier eine Verschwörung auf ganz hohem Niveau gibt. Ransom entdeckt, dass die Iraner Material direkt aus den USA geliefert bekamen. Und in der Tat, ein hochdekorierter Vietnam-Veteran und Generalmajor hat mit direkter Genehmigung des US-Präsidenten aus dem Pentagon heraus eine hochgeheime „Division“ gegründet, „the blackest of black ops“.
Leider ist der General auch, bedingt durch eine fast vollständige Verbrennung nach einem Hubschrauberabsturz, fanatisch-fundamentalistischer Christ. Seine Geheimtruppe hat in der Schweiz Firmen erworben, die den Iran mit illegalen technischen Gütern beliefert, und besitzt außerdem Immobilien. Denn der teuflische Plan lautet:

Man will in der Schweiz in der Nähe des Flughafens Zürich-Klothen eine israelische Zivilmaschine abschießen, um einen Schlag gegen den Iran zu provozieren und dies wie einen legalen Vergeltungsschlag aussehen lassen, um damit die Wiederkunft des Erlösers zu beschleunigen.

Das Leck in der iranischen Regierung interpretiert die Lage so: „Jinn glaubte, dass ihr die Ausrüstung geliefert habt, um einen Krieg anzufangen. Er sagte, wir hätten einen Fehler begangen, in den Irak zu gehen, ohne den Beweis zu haben, dass sie Massenvernichtungswaffen besaßen und dass wir das nicht noch einmal tun würden.“
Ein interessanter Aspekt!

Die Dinge spitzen sich zu, der geplante Abschuss einer El-Al-Passagiermaschine im Anflug auf Zürich-Klothen ist nur noch eine Frage von Stunden. Die „Division“ des fanatischen Generalmajors ist auf der Zielgeraden… Seine Geheimtruppe wird so beschrieben:
„Sie nannten sich Austen’s Rangers aber dieses Mal predigten sie das Wort Christi und die ultra-falkenhaften Ansichten ihres Gründers und Namenspatrons. Amerika war die Stadt auf dem Hügel, der Leuchtturm der Demokratie für die ganze Welt, und Israel war sein engster Verbündeter, der verteidigt werden musste, koste es, was es wolle.“

„Division“-Anführer Austen: „Sehen Sie das nicht? Alle Bedingungen sind so, wie es in der Offenbarung beschrieben wird. Die Israeliten halten Jerusalem. Der Herr ist bereit wiederzukehren. Man kann nicht das Geringste tun, das zu stoppen. Niemand von uns kann das. Wir können nur helfen, es auf den Weg zu bringen.“
Und das tut der General:

Die El-Al-Maschine hat den Ben-Gurion Flughafen schon verlassen und die Schweizer Polizei, Ransom und die CIA versuchen fünf vor zwölf fieberhaft, die Lokalität ausfindig zumachen, wo die Verschwörer die Abschussrampe für eine hochmoderne Drohne aufgebaut haben, die den israelischen Airbus abschießen und die offizielle Begründung für einen Militärschlag gegen den Iran liefern soll. Die IDF-Airforce ist unterdessen schon startbereit und die Flieger lassen schon die Motoren der F-151-Bomber warmlaufen. Sie sind mit bunkerbrechender Uranmunition bestückt, die bis zu einer Tiefe von 250 Fuß jede Struktur hinwegfegt. Allerdings: „Es würden auch 60.000 Tonnen radioaktiver Abfall in die Atmosphäre geschleudert werden.“

Derweil führt unser fanatisch-fundamentalistischer General blasphemische Gespräche mit seinem Erlöser und bereitet sich auf den Abschuss der Drohne mit Namen „Mahdi I“ vor:

„Er hatte seine Mission erfüllt, die ihm anvertraut worden war. Israel, das im rechtmäßigen Besitz des Heiligen Landes war, bereitetet sich auf den Angriff vor. Iran selbst war auch angemessen bewaffnet. Die Kräfte von Gog und Magog waren aufgestellt, um den Kampf auf dem Schlachtfeld Amageddon auszufechten. Bis ins brillanteste Detail sah er vor seinem geistigen Auge, wie der Konflikt sich entfalten würde, alle gemäß Gottes Plan. Israels Bombenoffensive würde fehlschlagen. Iran würde mit den Kh-55 Cruise Missiles aus seinem Arsenal Vergeltung üben, Raketen, deren Verkauf er persönlich betreut hatte. Die Nuklearwaffen mit einem zehn-Kilotonnen-Sprengkopf würden auf Tel-Aviv fallen, aber nicht auf Jerusalem. Der Herr ins SEINER Macht würde SEINE heiligste Stadt schützen. Die Amerikaner würden im Gegenzug über den Iran herfallen. Die Fundamentalistische Islamische Republik würde aufhören zu existieren.“
Soweit so schlimm.

Wie es weitergeht, verrate ich nicht. Ich habe ohnehin nur das politisch relevante Drehbuch herausgearbeitet, da ich denke, es sollte auch einer deutschen Öffentlichkeit bekannt gemacht werden: Bestsellerautor Christopher Reich schreibt mit seinem Polit-Thriller Dinge in die Wirklichkeit, die in Wahrheit Hypothese und Fiktschen sind. Ein breites Leserpublikum wird mit der „Tatsache“ vertraut gemacht, dass es eine iranische Bombe gibt bzw. dass der Iran eine Urananreicherung auf 96% erzielt hat.

Überflüssig zu sagen, dass Christopher Reich auch das umstrittene Ahmadinedschad-Zitat bemüht, wonach der Iran Israel angeblich von der Landkarte ausradieren wolle. Der iranische Präsident ließ sich jedoch immer nur (und das in der Tat häufig) über das zionistische Regime aus, das „verschwinden“ werde wie ein „vermodernder, morscher Baum“ oder wie einst die Sowjetunion verschwunden“ sei.

„Rules of Deception“ ist insofern ein guter Titel, als der Leser über Fakten getäuscht bzw. hinters Licht geführt wird, Fakten über Themen, die man eigentlich nicht so bedenkenlos „verwursteln“ sollte.
Folter sieht Reich, ganz dem rückschrittlichen Zeitgeist folgend, als probates und gutes Mittel, Bösewichten wertvolle Wahrheiten zu entlocken. Sie wird als „hohe Kunst“ dargestellt. Welcome back to the dark age!

Der Autor bereitet zudem schriftstellerisch den Boden für den Einsatz von Bunkerbuster-Bomben mit Uransprengköpfen. Nach dem Motto: schmutzig, aber das Ziel war es auch.

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Seine überzogene Darstellung von Fundamentalismus (vor allem des christlichen) ist aber ein Aspekt, der bei aller Übertreibung im Hinblick auf den iranischen Präsidenten doch mehr in den Focus rücken sollte. Denn es vergeht tatsächlich kaum eine politische Rede des iranischen Führers, ohne dass er die Wiederkunft des Mahdis beschwört. Unter Umständen könnte das sogar ein Motiv für sein vielfach provokatives Poker-Verhalten sein, das schon so manchen politischen Beobachter verwundert hat: Why doesn’t he keep a low profile???

Zuletzt fand ich aber insbesondere interessant, wie Reich einen Angriff auf eine israelische Zivilmaschine in der Schweiz inszeniert, um einen Schlag gegen den Iran zu legitimieren.
Dies berührt den Bereich „False-Flag-Operations“, und es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass ein Krieg so losgetreten würde. Insofern sollten wir Reichs Drehbuch im Hinterkopf behalten.

Denn: „Wir dürfen uns von Terror nicht mehr beeinflussen lassen.“ (Daniele Ganser).

Insgesamt trotz aller Kritik eine spannende Lektüre. Und keine Angst, ich hab das meiste nicht verraten!

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