Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Joggen

Ich bin Genussläuferin. Da kann es mich auch nicht anfechten, ermunternde Zurufe zu hören wie “Hey, das schaffst du!”, – da ruf ich ganz locker zurück: „Hab noch `ne Stunde vor mir, immer schön langsam angehen lassen.“ – oder „dein Hund läuft aber viel eleganter als du!“

Zum Glück bin ich keine zwanzig mehr, wo ich meinte, mit Männern mithalten zu müssen. Ich hab’s mir schon bewiesen. Ich muss nicht mehr um 6:30 vor dem Frühstück anderthalb Stunden durch den Wald laufen, um meine überschüssigen Energien loszuwerden, heute dürfen meine überschüssigen Energien Form annehmen, und zwar geschieht das zwangsläufig während des Laufens. Ich nehme an, das ist die westliche Form der Meditation, auf jeden Fall meine: Die Energien zum sinnvollen Fließen bringen. Im Lotus- oder Schneidersitz geht bei mir gar nichts.

Das Viertel, in dem ich (in Deutschland) wohne, ist ein gutbürgerliches mit einem hohen Prozentsatz an Rentner bzw. Pensionären. Die Überalterung macht sich dadurch bemerkbar, dass fast täglich Prospekte und Werbung durch den Briefschlitz fallen, in denen es um Bequemhosenbünde, Stützmieder, Treppenlifte, Essen-auf-Rädern-Schnupperangebote, Seniomobile, Genastin-Kapseln und „Sprechen wir offen über ein peinliches Thema: Schluss mit peinlicher Blase“ durch Blasen-Kraft pro geht. Alle zwei Tage flattert ein Angebot über ein Seniorentelefon mit Riesentastatur ins Haus. Und natürlich auch die Zeitschrift der Johanniter.

Da lese ich über einer Anzeige zum Thema Treppen-Lifte, Elektromobile, Hub-Raupen etc. unter dem Stichwort „Laufen“ die Überschrift „Unbeschuht ist besser“.
Wie bitte? Wollen die Malteser oder Johanniter jetzt die älteren Herrschaften in den dritten Lebensabschnitt barfuß schicken?

Doch dann lese ich: „Besonders Jogger dürfte die wissenschaftliche Erkenntnis schockieren, dass hoch entwickelte und teure Laufschuhe die Gelenke weit mehr belasten als Barfuß-Joggen. Das hat eine Studie von US-Forschern der University of Virginia in Charlottesville gezeigt. Für die Untersuchung ließen die Wissenschaftler 68 gesunde Sportler auf einem Laufband trainieren – mit und ohne Schuhe. Dabei wurden an den Hüft-, Knie- und Fußgelenken der beschuhten Läufer  weit höhere Belastungen gemessen als bei den Barfußläufern. Selbst das Gehen in hochhackigen Schuhen lag unter den Werten der Hightech-Joggingausrüstung. Nach Ansicht der Forscher liegt das an den erhöhten Absätzen der Laufschuhe und dem vielfach verwendeten Stützmaterial unter dem Fußgewölbe. Die Wissenschaftler fordern nun die Entwicklung von Trainingsschuhen, die dem Fuß Halt geben, ohne die Gelenke zu schädigen!“ (johanniter 1/10, S. 23)

Unglaublich! Ein Grund mehr, die überteuerten Schweißtreter zu meiden. Zu dem Problem, dass man einfach keine dezenten Laufschuhe findet, gesellt sich jetzt noch ein neues. Was tun? Vielleicht ersteinmal alle Hornhautraspler- und Hobler, Hornhautaufweicher mit Urea und Hornhautreduziercremes mit Salicylsäure meiden und dann: konsequent nur noch unten ohne!

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2 Antworten zu “Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Joggen”

  1. Magnus Göller sagt:

    Also ich tät’ mich auch nicht mehr mit jungen Männern beim Rennen anlegen, wobei ich sowieso nur ausdauernd rennen konnte, wenn irgendwo ein Hockeyball herumflitzte, der mir den Sinn dafür vorgab.
    Und wenn ich auf dem Boden hockte, so á la Buddha, dann wollte ich schon immer alsbald wenigstens ein Buch dabei oder ein Glas Wein oder besser beides; aber wieder mal mit Rucksack an der Straße den Daumen heraushängen, da stranden, wo ich hinkomme, wandern, wohin mich’s treibt, das werde ich meinem mittelalterlichen Gerippe dieses Jahr vielleicht mal wieder antun, so mir die Zeit gegönnt, Inschallah!

  2. Basho sagt:

    Hallo Friederike, kauf Dir bei MANUFAKTUM die nach fast 30 Jahren
    wieder auf deren Initiative hin produzierten BRÜTTING-Maraton Schuhe. Billig sind sie zwar nicht, waren sie auch damals nicht, aber dieeeee Erlösung nach diesem unerfreulichen Hype um diese hässlichen, unförmigen und supergedämpften PatchworkPlasteStinkeTretern.
    Stattdessen weiches ordentliches Leder, schlank gebaut, wie eine zweite Haut ohne Schnick-Schnack.
    Selbst das Label kann Frau mit nem Cutter abtrennen.
    Infos und Diskussionen finden sich auch im Netz.
    Viel Freude damit wünsche ich. Herzlichst Frederik

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