Iran: Propaganda-Enten häufen sich

Anfang des Monats verbreiteten die Medien (hier ein Beispiel aus dem Handelsblatt) vor dem Hintergrund der “Eurokrise”, der Iran plane seine Devisenreserven umzubauen. So wolle die iranische Zentralbank (CBI) den Euro massiv zugunsten des Dollars und von Gold umschichten. Wegen der anhaltenden Euroschwäche plane man, rund 45 Milliarden Euro zu verkaufen, der Anteil des Euro an der Devisenreserve solle von 55 % auf 15–20 % gesenkt werden.

Eine einigermaßen merkwürdige Meldung, die, unhinterfragt, natürlich zur momentanen “Euromiesmacherei” passt. So schlecht steht es also um den Euro, so könnte man denken, wenn sogar der US-Erzfeind Mahmud Ahmadinedschad wieder in US-Dollar investieren möchte! Cui bono? Ganz sicher nicht den Europäern, denn obwohl undemokratisch-diktatorisch eingeführt, ist der Euro nunmal momentan die Währung, in der unsere Konten geführt werden …

Erst letztes Jahr hatte Ahmadinedschad den US-Dollar als “wertloses Papier” bezeichnet und seit 2007 begonnen, das persische Öl zunehmend in anderen Devisen als dem US-Dollar zu handeln (z. Zt. ca. 85 % in anderen Devisen). Und jetzt betätigt sich der Lieblingsfeind der USA plötzlich als Trommler für den Dollar? Immerhin lässt das Handelsblatt im Gegensatz zu anderen Nachrichtenmedien noch Zweifler an dieser Nachricht zu Worte kommen.

Drei Tage später, am 6.6.2010, konnte man in ausgewählten Medien ein Dementi lesen, z. B. im Wirtschaftsblatt: Der Chef der iranischen Zentralbank erklärte, es handele sich bei solchen Berichten um “glatte Lügen”. Leider schaffen es entsprechende Dementis aber nicht mehr in die Abendnachrichten, sodass der vermutliche Zweck der Falschmeldungen erreicht wurde: Den Euro zu schwächen.

Überhaupt ist es erhellend, einmal das Stichwort “Iran dementiert” einzugeben: Es erscheint eine Endlosschleife von Nachrichten und Meldungen westlicher Medien, die der Iran dementiert. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass wir es mit einem Propagandakrieg in den Medien zu tun haben. Natürlich kann man nicht alle Nachrichten überprüfen. Auch würde ich dem Iran nicht immer “Unschuld” unterstellen wollen; dass es hier jedoch eine Schieflage gibt, erscheint mir offensichtlich.

Iranischer Roter Halbmond unetrwegs nach Gaza; Quelle: IRNA

Iranischer Roter Halbmond unterwegs nach Gaza (Quelle: IRNA)

Als ich vor wenigen Tagen in der Tagespresse und im Netz las, der Iran habe vor, für geplante neue Hilfsschiffskonvois ins belagerte Gaza Militäreskorten der Flotte der Revolutionsgarden zur Verfügung zu stellen, dachte ich, der kleine Mann aus Teheran sei jetzt wahrlich und wirklich wild entschlossen, die Rolle des Belzebubs mit alle Kraft auszufüllen und machte mich innerlich auf das Schlimmste gefasst.

Die einschlägige Meldung, hier ein typisches Beispiel, gab als Quelle die Jerusalem Post bzw. Reuters an. Die Online-Ausgabe derJerusalem Post enthielt jedoch nichts, was dieses militärische Angebot untermauern könnte, im Gegenteil, die JP brachte ein ziemlich ausführliches Dementi dieser Behauptung. Das Problem bei der Sache: Im aktuellen Propagandakrieg nach dem rechtswidrigen Kapern der Free-Gaza-Hilfsflotte in internationalen Gewässern und dem Massaker an neun türkischen Passagieren des Schiffes Marvi Marmara wird offensichtlich nachgetreten.

Der iranische Rote Halbmond hatte in der Tat die Lieferung von 4 Tonnen Hilfsgütern angekündigt. Wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA am 15.6.2010 mitteilte, werde ein Hilfsschiff den iranischen Hafen Khorramshar in Bälde mit Nahrungsmitteln, Bekleidung und Medikamenten Richtung Gaza verlassen, während gleichzeitig ein weiterer Hilfstransport vom Nordiran über Istanbul abgewickelt werden solle.

Da braucht es wenig Fantasie sich vorzustellen, wie sich eine Militäreskorte iranischer Revolutionsgarden mit israelischen Sonderkommandos im Mittelmeer trifft – die Party kann beginnen! Oder doch nicht?

Am 14.6.2010 verbreitete IRNA wieder einmal ein Dementi: Der erste stellvertretende Chef der iranischen Revolutionsgarden, Commander Hossein Salami, erklärte gegenüber Reportern, dass so etwas nicht auf der Tagesordnung der Revolutionsgarden stehe.

Auf die verschärften Sanktionen gegen den Iran angesprochen, sagte Salami noch: “Wir fürchten die Sanktionen nicht, da unser  Wirtschaftsleben nicht vom Handel mit mächtigen Ländern abhängt. Während der letzten 31 Jahre waren wir immer mit Sanktionen belegt. Wir haben Erfahrung darin, mit Sanktionen zu leben und dadurch erlangten wir völlige Selbständigkeit. In  Wirklichkeit ist es so, dass die Welt Wirtschaftsverbindungen mit dem Iran braucht, denn der Iran ist ein großes Land und gleichzeitig Produzent wie Konsument von Wirtschaftsgütern.”

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Eine Antwort zu “Iran: Propaganda-Enten häufen sich”

  1. chris79eu sagt:

    Irans Außenminister: Atomwaffen bringen nur Unglück

    Der iranische Außenminister Manuschehr Mottaki hat sich für die nukleare Abrüstung ausgesprochen. “Atomwaffen lösen kein Problem. Sie bringen nur Unglück”, sagte Mottaki am Montag, 06.12.2010 in Athen. Am selben Tag nahm sein Land in Genf die Gespräche mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland über sein umstrittenes Atomprogramm wieder auf. Dort wird der Iran von Chefunterhändler Said Dschalili vertreten.

    Ich denke nicht, dass der Iran unter dem Druck der Sanktionen so handelt, sondern, dass er die Atomenergie wirklich nur zu zivilen Zwecken nutzen möchte. Es steht ferner fest, dass dem Iran unverhohlen mit Angriffskrieg seitens Israel und den USA gedroht worden ist, wenn Teheran nicht wieder an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Dieser Schritt ist jetzt getan, wenn es auch m.E. nicht lange dauern wird und der Iran die Gespräche abbrechen muss, weil die Gegenseite untragbare Bedingungen stellt. Die Gegenseite will verhindern, dass der rohstoffreiche Iran seine Bodenschätze für sich und insbesondere zum Wohl seiner Bevölkerung selbst vermarkten möchte.

    Das Beispiel Haiti (Erdöl), erst kürzlich von der Urheberin Becklog recherchiert, lässt Parallelen erkennen und Deutschland macht bei diesem abgekaterten Spiel fleißig mit. So äußerte sich heute, 06.12.2010 Bundesentwicklungshilfeminister Hauptmann d.R. Dirk Niebel (FDP), er hoffe auf “klare politische Strukturen” in Haiti.
    Dass nach der Präsidentschaftswahl auf dem Inselstaat Hilfen für den verarmten Karibikstaat wirkungsvoller eingesetzt werden können. Nach dem verheerenden Erdbeben vor knapp einem Jahr (Januar 2010) hätten vorhandene Hilfsgelder oftmals zurückgehalten werden müssen, da nicht klar gewesen sei, wohin das Geld fließen würde, sagte Niebel der Nachrichtenagentur AFP. “Meine Hoffnung ist, dass nach der Präsidentschaftswahl klare politische Strukturen erkennbar sind, die den Wiederaufbau einer öffentlichen Verwaltung ermöglichen und dadurch wieder geordnete Lebensverhältnisse hergestellt werden können.”
    Zur Erinnerung, Aristide wurde gestürzt, als er die 5 GigaBarrel Erdöl gewinnbringend für das eigene Volk fördern lassen wollte. Und Niebel bewertet diese Idee der Förderung haitianischer Quellen mit dem Ziel, die Veräußerungsgewinne bei der notleidenden haitianischen Bevölkerung zu investieren nicht einmal öffentlich, eben weil es, zwar offensichtlich logisch, aber industriepolitisch einfach nicht gewollt ist.

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