Archiv für den Monat November 2010

Podiumsdiskussion zur “Compact”-Premiere in Berlin am 6. Dezember

Dienstag, 30. November 2010
Compact Nr. 1

Compact Nr. 1

Am 6. Dezember heißt es “fertig – los” für ein gewagtes publizistisches Experiment:

Der Startschuss für “Compact”, ein neues Monatsmagazin mit Jürgen Elsässer als Chefredakteur. Wer ihn und seine Aktivitäten kennt, weiß bereits, dass der bekannte Buchautor und Mitbegründer der “Volksinitiative” keine Berührungsängste hat und tatsächliche oder gefühlte Denkverbote ihn fast magisch anziehen.

Mit “Compact” soll offensichtlich versucht werden, eine schon lange gehegte Idee von einer “Querfront” (wohlgemerkt innerhalb des demokratischen Spektrums) ins Werk zu setzen. Diese publizistische “Kontaktaufnahme” könnte sich interessant gestalten: Denn Elsässer plant nicht nur Publizisten aus dem linken und rechten Spektrum an den (Redaktions) Tisch zu bitten – sondern, da man schon einmal dabei ist – sollen auch Muslime und Islamkritiker mit von der Partie sein.

Das Compact-”Menü” hat es also in sich, und man darf gespannt sein, wie sich die Herren (ist die Damenwelt nicht etwas unterrepräsentiert?) so in der Manege vertragen werden.

Aber: Ist in der schwierigen Medienlandschaft überhaupt Platz für ein neues Printmagazin? Die altbekannte Printlandschaft hat ja bekanntlich mit Auflageneinbußen zu kämpfen … (weiterlesen…)

Terror: Die Liste der Forderungen

Mittwoch, 24. November 2010

Diffuse Terrorgefahren, Hinweise auf Erkenntnisse, dunkle Geheimnisse, Gemunkel der Nachrichtendienste, Warn und Alarm allenthalben. Angst und Furcht schüren – tagtägliche Dauerübung, Hysterie ersetzt Verstand, Dezenz und Anstand. Die öffentlichen Terrordauerschaumschlägereien ermöglichen Verbrechen, ja sie machen sie zu einem Kinderspiel:

Im März dieses Jahres betrat ein verzweifelter Junkie eine Bonner Bank mit einer zu Hause notdürftig zusammengebastelten Bombenattrappe (GA Bonn, 19.11.2010). Er legte das Bastelwerk auf den Tisch mit den Worten “Sie wissen, was das ist!” und – ja, man wusste, was das war: Ein Terroranschlag natürlich. Daraufhin gab man dem Drogensüchtigen flugs 2000 Euro, der Mann zog ab. Wie lange die Bombenattrappe dort auf dem Bankschalter verweilte und wie viele Stunden sie Angestellte, Kunden und Polizei in Atem hielt, ist nicht überliefert.

Jetzt wurde der Mann vom Bonner Landgericht wegen “schwerer räuberischer Erpressung” zu 2 Jahren und 4 Monaten Haft verurteilt. Die Zivilgesellschaft Deutschlands sieht sich zur Zeit ebenfalls einer schweren und anhaltenden räuberischen Erpressung ausgesetzt: Nicht nur werden Bombenattrappen von allerlei wunderlichem Volk, 80-jährigen Schwiegermüttern, Geheimdienstkrämern, Nachrichtendienstlern usw. in der Weltgeschichte herumgeschickt, sondern auch tagtäglich, ja beinahe stündlich Warnungen ausgesprochen: Warnungen zur Wachsamkeit, Warnungen vor, Warnungen nicht zu und Warnungen überhaupt nicht mehr zu usw. Das zeigt Wirkung: Viele Menschen können überhaupt nicht mehr — ja sie meiden sogar das Denken. Selbst die Polizei nässt ein. (weiterlesen…)

Das Terrorreimchen – für böse Kinder

Mittwoch, 24. November 2010

Willst du böse Dinge machen,
Geld erpressen, Rechte abschaffen
brauchst du dafür sieben Sachen:

Terror und Schmalz,
‘nen Koffer voll Salz
in ‘nen Karton mit Loch
zwei Drähte gestopft,

sodass sie rausgucken.
Darüber noch Mehl
und ein wenig Gel.
Und jetzt nicht mehr zucken: (weiterlesen…)

Boycott-Kampagne gegen Amazon: Was steckt dahinter?

Donnerstag, 18. November 2010
FAcebook: KAmpagne gegen Amazon-Buch

Facebook: Kampagne gegen Amazon-Buch

Immer wenn es es  in den Medien um das Thema Pädophile geht, sollte man mittlerweile erst einmal fragen: Geht es um konkrete Personen, denen ein konkretes Vergehen vorgeworfen wird oder geht es um das Internet und seine Reglementierung oder um die Reglementierung einer anderen Institution?

Beim Thema Pädophilie hört bekanntlich der Spaß auf. Aber mit dem Thema kann man auch punkten, die Popularität aufpolieren, denn man weiß eine breite Mehrheit hinter sich, niemand widerspricht. Und genau das ist der Punkt.

Der Internetversandhandel AMAZON ist in der Kritik im Zusammenhang mit Pädophilie. Amazon habe ein Pädophilenbuch verkauft: “The Pedophile’s Guide to Love and Pleasure”, also einen Pädophilen-Ratgeber für Liebe und Vergnügen. News.de:  “Der Autor des E-Books behauptet, Pädophile würden missverstanden, schließlich gehe es ihnen um die Liebe zu Kindern. Es sei jedoch ein Verbrechen, wenn Erwachsene ihren Sexualtrieb gegenüber Kindern ausleben würden, fügt er hinzu. In dem Buch erteile er Ratschläge, wie sich Pädophile an das Gesetz halten können.”

Fakt ist: Es gibt Pädophile. Wenn dieses Buch, das bisher kaum jemand gelesen haben dürfte, tatsächlich Ratschläge erteilt, wie Pädophile besser mit ihrer fatalen Neigung umgehen könnten – eigentlich gut so. Innerhalb weniger Tage wurde einen Kampagne losgetreten, zum Boykott gegen Amazon aufgerufen: (weiterlesen…)

Das “Kriegsspiel” des SPIEGELs oder die Rückkehr der Kriegsästhetik

Donnerstag, 18. November 2010

Es ist nicht mehr zu übersehen (Der Spiegel Nr. 46, S. 126-139, “Das Kriegsspiel”): Das Heroische kommt wieder, das Kriegerische, Harte, Unerbittliche.

Nachdem man es in Deutschland jahrzehntelang sorgsam exorzierte, unerbittlich austrieb, ja sogar unter Strafe stellte, wird es jetzt wieder nachgefragt.

Die Deutschen hatten fast sechs Dekaden das “Nie wieder Krieg” zu ihrem obersten Gebot erhoben und sogar in ihrem Grundgesetz festgeschrieben, dass sie nur in einem Verteidigungsfall je wieder zu den Waffen greifen würden, doch unterdessen wurde eine neue Ära eingeläutet.

Das neue Zeitalter fing fast unmerklich und kriecherisch an. Es war von “Verantwortung” die Rede. Der Bruch wurde eingeleitet von einer rein äußerlich völlig unkriegerischen, ja unsoldatischen, meist unsportlichen, bisweilen sogar regelrecht schwabbeligen Gestalt. Diese konnte umso überzeugender von der Notwendigkeit des Krieges sprechen.

Außenminister Joseph Martin Fischer knackte damals den Widerstand der Grünen und der Deutschen insgesamt, in dem er mit Rücktritt drohte und gezielt die “Auschwitz-Brechstange” ansetzte:

„Wir haben immer gesagt: ‚Nie wieder Krieg!‘ Aber wir haben auch immer gesagt: ‚Nie wieder Auschwitz!‘”

Damit relativierte er völlig unzulässig den Schrecken des Holocaust, indem er die Situation in der damaligen serbischen Provinz Kosovo mit  Geschehnissen der Vergangenheit gleichsetzte und zugleich dass Trauma der Deutschen ob dieser Schuld gezielt ausnutzte und sie damit für die politische Debatte paralysierte. (weiterlesen…)

Jochen Malmsheimer im Bonner Pantheon

Sonntag, 14. November 2010

maske_schraeg_buntAm 9.11. war Jochen Malmsheimer im Bonner Pantheon, dem Kabarett- und Kleinkunsttempel mit den grauenhaft harten, schwarzen Holzschalenstühlen der ehemaligen Bundeshauptstadt. Viele kennen den sprach- und stimmgewaltigen gebürtigen Essener aus der ZDF-Sendung “Neues aus der Anstalt”.

Man erinnert sich gern an Malmsheimers ICE-Stück oder “Das Wurstbrot” (siehe am Ende dieses Beitrags).

Auch in seinem neuen Kabarettprogramm mit dem vergnüglichen Titel  “Flieg Fisch, lies und gesunde! oder: Glück, wo ist Dein Stachel?!” wandelt Malmsheimer lustvoll zwischen Wortspiel, Poesie, Unsinn und Tiefsinn und lotet selbst noch den Schwachsinn kabarettistisch aus. Dabei wird vor allem deutlich: Malmsheimer ist ein Sprach- und Stimmkünstler. (weiterlesen…)

Terror. Wider die öffentliche Wortverwirrung und mediale Inkontinenz

Sonntag, 14. November 2010
Bombeanschlag v. Oklahoma 1995; Quelle: Wikimedia Commons

Bombenanschlag v. Oklahoma 1995 (Quelle: Wikimedia Commons)

Inkontinenz ist, einfach gesprochen, eine Unfähigkeit, etwas oder sich selbst zurückzuhalten. Man unterscheidet mehrere Formen derselben:

Harninkontinenz, also die Unfähigkeit oder das Unvermögen, den Harn zurückzuhalten, genannt Einnässen. Oder die Stuhlinkontinenz, genannt Einkoten, dann die Flatulenz, also das Unvermögen Fürze zurückzuhalten, schließlich die Milchinkontinenz, die das dauernde Tröpfeln aus dem entsprechenden Organ bezeichnet, sowie die Affekt-Inkontinenz.
Letztere ist das Gegenteil von Zurückhaltung, Selbstbeherrschung und Kontrolle, gemeinhin die Unfähigkeit Emotionen, wie z. B. Hysterie zu kontrollieren: Hysteriker sind also Menschen, die z. B. unfähig sind, Ereignisse angemessen zu reflektieren.

Wenn man sich die derzeitige Terrorberichterstattung zu den angeblichen Terror-Päckchen aus dem Jemen in den Medien ansieht, kommt man nicht umhin, zu konstatieren, dass es sich angesichts einer noch völlig ungeklärten Faktenlage um eine besonders schwere Form der medialen Inkontinenz handeln muss, die alle Merkmale des soeben Definierten trägt.

Unaufhörlich tröpfelt und trieft es aus allen Medienrohren, verbales Dauergefurze bestimmt die Szenerie und kindisches Dauereinkoten vor einer gefühlten Terrorgefahr wird zur politischen Strategie. Ein Vollbild der Affekt-Inkontinenz – Vernunft nirgends; die Unfähigkeit, Ereignisse angemessen zu reflektieren und zu bewerten – allenthalben zelebriert.

Hier der hysterische Hype, das eifrig-sabbernde Geschreibsel und Gelaber, dort die eiskalte Wahlkampfstrategie, der nachlassenden Popularität des Präsidenten eine terroristische Frischzelleninjektion zu verpassen.

Ich sah zufällig eine Talkrunde im US-Fernsehen, bei der ein Analyst für Obama ein Oklahoma (= Bombenanschlag auf ein Bundesgebäude im April 1995 in Oklahoma City) einforderte; durch dieses Ereignis hätte damals Präsident Clinton im Meinungsumfragesinkflug sich wieder mit dem Volk verbinden (“to reconnect”) können: “Today our nation is joined with you in grief, we mourn with you”. (weiterlesen…)

Zur Sicherheit Terror-Päckchen

Freitag, 12. November 2010
Bedeutung der Verteidigungsindustrie; Quelle isr. Außenministerium

Bedeutung der Verteidigungsindustrie; (Quelle: Isr. Außenministerium)

Es gibt 5 nennenswerte Industriezweige im Nahhoststaat Israel:
Die Softwareindustrie, die Schmuckindustrie, die Telekommunikationsindustrie, die Bauindustrie und die Sicherheitsindustrie.
Am bedeutsamsten und umsatzstärksten ist letztere; nach 2001 erlebte sie einen ungeahnten Boom.  Allein 2005 exportierte die israelische Sicherheitsindustrie Sicherheitstechnik für 3 Milliarden Dollar ins Ausland.

Das war nicht immer so: Das israelische Außenministerium erinnerte 2002 in einem Artikel “Facets of the Israeli Economy. The Defense Industry”: “In den letzten 15 Jahren sah sich israelische Verteidigungskonzerne mit einem schrumpfenden Markt für militärische Hardware konfrontiert und unternahmen daher gemeinsame Anstrengungen, ihre Forschungs- und Entwicklungsteams für die Erfindung von Produkten für nicht-militärische Märkte einzusetzen und noch häufiger dafür, Verteidigungstechnologie für zivile Anwendungen anzupassen. In der Tat können viele der innovativsten Produkte, die von der israelischen zivilen High-Tech-Industrie entwickelt wurden, insbesondere auf dem Gebiet der Telekommunikation, ihren Ursprung auf militärische Technologie zurückführen.”

Ein äußerst zukunftsträchtiges Spezialgebiet der israelischen Sicherheitsindustrie ist heute die Airport-Security, also die Sicherheit und Überwachung von Flughäfen. Die Flughäfen von New York (JFK), Heathrow  (London), Hannover, Tel- Aviv und Singapur sind bereits mit israelischer Technologie ausgestattet.

Israel verfügt laut dem “Israeli Innovation News Service” über 10 potenzielle “Top Ten”-Security-Technologie-Exportschlager. Als da wären: (weiterlesen…)