Boycott-Kampagne gegen Amazon: Was steckt dahinter?

FAcebook: KAmpagne gegen Amazon-Buch

Facebook: Kampagne gegen Amazon-Buch

Immer wenn es es  in den Medien um das Thema Pädophile geht, sollte man mittlerweile erst einmal fragen: Geht es um konkrete Personen, denen ein konkretes Vergehen vorgeworfen wird oder geht es um das Internet und seine Reglementierung oder um die Reglementierung einer anderen Institution?

Beim Thema Pädophilie hört bekanntlich der Spaß auf. Aber mit dem Thema kann man auch punkten, die Popularität aufpolieren, denn man weiß eine breite Mehrheit hinter sich, niemand widerspricht. Und genau das ist der Punkt.

Der Internetversandhandel AMAZON ist in der Kritik im Zusammenhang mit Pädophilie. Amazon habe ein Pädophilenbuch verkauft: “The Pedophile’s Guide to Love and Pleasure”, also einen Pädophilen-Ratgeber für Liebe und Vergnügen. News.de:  “Der Autor des E-Books behauptet, Pädophile würden missverstanden, schließlich gehe es ihnen um die Liebe zu Kindern. Es sei jedoch ein Verbrechen, wenn Erwachsene ihren Sexualtrieb gegenüber Kindern ausleben würden, fügt er hinzu. In dem Buch erteile er Ratschläge, wie sich Pädophile an das Gesetz halten können.”

Fakt ist: Es gibt Pädophile. Wenn dieses Buch, das bisher kaum jemand gelesen haben dürfte, tatsächlich Ratschläge erteilt, wie Pädophile besser mit ihrer fatalen Neigung umgehen könnten – eigentlich gut so. Innerhalb weniger Tage wurde einen Kampagne losgetreten, zum Boykott gegen Amazon aufgerufen: “Nachdem das Buch am Mittwoch entdeckt worden war, wurde massive Kritik an Amazon im Internet laut. Über Twitter riefen zahlreiche Nutzer das Unternehmen auf, das Buch zurückzuziehen, einige drohten mit Boykott.” Facebook richtete gar eine eigene Boykott-Seite ein. Amazon ist ein Onlinehändler, der eine Unzahl von Titeln vertreibt und das zuverlässig. Gerade für Deutsche ist diese Möglichkeit zum Erwerb von Büchern bisweilen von enormer Bedeutung. Bei Amazon kann man schnell und einfach Titel erwerben, die es in Deutschland erst sehr viel später in Übersetzung geben wird (oft auch einhergehend mit einer Kürzung oder Bearbeitung) – oder die es nie auf den deutschen Markt schaffen. Darunter finden sich auch viele politisch unkorrekte Titel. Wird allen Ernstes von Amazon in Zukunft  erwartet, jeden Buchtitel genau zu studieren, bevor er zum Verkauf “freigegeben” wird? Worum geht es also? “Zwar hat Amazon Richtlinien über den Umgang mit anstößigen Inhalten erlassen. Das Unternehmen macht jedoch keine genauen Angaben darüber, was als ‘anstößig’ beurteilt und damit vom Verkauf ausgeschlossen wird.” Aha, das scheint schon eher anzudeuten, worum es geht:  Soll Amazon “die Schrauben anziehen”, zu einer verschärften Definition darüber gelangen, was “anstößig” ist? Das Buch ist nicht einmal gedruckt, es ist nur ein Kindle-Buch. Amerikanischen Medien ist zu entnehmen, dass das E-Book von P. G. Greaves seit dem 28.10.2010 angeboten wurde und im üblichen Bewertungssystem von Amazon sehr schlecht abschnitt (1 Stern). Von 513 Kundenrezensionen gaben 498 nur 1 Stern. Desweiteren benoteten die Kunden es mit Kategorien als “anstößig” und “ekelhaft”. Amazon ließ zunächst verlauten, dass das Zurückziehen des Titels Zensur wäre: “Amazon glaubt, dass es Zensur ist, bestimmte Bücher nur deshalb nicht zu verkaufen, weil wir oder andere glauben, dass ihre Botschaft umstritten ist. Amazon unterstützt oder fördert Hass oder kriminelles Handeln nicht, aber wir unterstützen das Recht jedes  Einzelnen, seine eigenen Verkaufsentscheidungen zu treffen”. Bravo. Leider hielt diese Statment nicht lange. Das Buch wurde jetzt zum zweiten Mal wohl doch definitiv zurückgezogen. Dem ging eine Kampagne in sozialen Netzwerken voraus. Amazon, das 1995 gegründete Unternehmen mit Sitz in Seattle, hat bereits strenge Richtlinien für den Inhalt von Medien. Wer sie nicht beachtet, kann entfernt werden: Entfernt werden:

  • Pornographie, Hard-Core-Material, das eindeutige sexuelle Handlungen abbildet. (Dies tut der “Ratgeber” nicht).
  • Anstößiges Material, die Definitionshoheit liegt bei Amazon.
  • Illegale Gegenstände, Inhalte müssen gesetzeskonform sein, Titel dürfen nicht zu illegalen Aktivitäten anstiften.
  • Ferner schützt Amazon die Persönlichkeitsrechte.

Christopher Finan, der Präsident der US-Stiftung der Buchhändler und der Freien Meinungsäußerung sagte, Amazon habe das Recht gemäß dem 1. Verfassungsartikel das Buch zu verkaufen, da es keine Kinderpornographie sei oder illegal-obszön, weil es keine Illustrationen habe. Sicherlich ist das Buch unangenehm, schwer zu ertragen. Jedoch ist der Focus hier darauf gerichtet, wie über soziale Netzwerke Kampagnen initiiert werden und in kurzer Zeit Druck aufgebaut wird, der den Online-Giganten in die Knie zwingt: Facebook hatte auf einer eigenen Seite eigens zum Boykott von Amazon aufgerufen! Im Endergebnis  war es  daher so, dass Facebook darüber entschied, welche Inhalte Amazon verkaufen darf und welche nicht. Wir sollten diesen Mechanismen dieser Kampagnen genau beobachten und aufpassen, dass dieser Vorgang keine Blaupause wird …

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2 Antworten zu “Boycott-Kampagne gegen Amazon: Was steckt dahinter?”

  1. Martin sagt:

    Pädophil…. da war doch was mit Herrn Cohn-Bendit:

    http://www.youtube.com/watch?v=IUCyPeGuKyU

  2. TheMan sagt:

    Es ist absurd und bigott wie die Öffentlichkeit mit diesem Thema umgeht. Sind inzwischen (fast) alle so gehirngewaschen, dass sie das nicht einmal mehr bemerken…

    Es handelt sich bei dieser reflektionsfreie Zone offenbar um ein hochbrisantes emotionales Minenfeld, das sich wie kein zweites für verschiedenste Zwecke Instrumentalisieren lässt. Diese beiden Punkte sind wichtig: reflektionsfrei und hoch-emotional. Pädophilie als Trägersubstanz eignet sich deshalb besonders für Themen, die “bei Tageslicht” nie und nimmer Gehör und Verständnis fänden (Beispiel Internet-Zensur).

    Da gibt es wieder einmal einen Fall, der diese Bigotterie zeigt: eine 40-jährige Frau, die in Österreich einen 13-jährigen missbrauchte. Pardon: “eine Beziehung führte”, denn bei Frauen heißt das natürlich nicht Missbrauch – nur bei Männern. Das Urteil war entsprechend milde. Drei Jahre auf Bewährung, d.h. sie muss nicht mal ins Gefängnis. Ich will und kann den Fall weder moralisch noch juristisch bewerten, ich will nur darauf hinweisen, wie seltsam vage die Grenze zwischen abgrundtief bösen Tätern und eigentlich ganz lieben, Milde und Verständnis verdienenden Protagonisten ist. Bei einem Mann wäre das jedenfalls undenkbar gewesen.

    http://www.heute.at/news/oesterreich/wien/Sex-Krimi-Trainerin-40-verfuehrt-Buben-13-;art931,274134

    Das Beste kommt aber noch:
    In den deutschen Boulevardmedien (z.B. BILD, Pro7) darf die Frau jetzt ihre Geschichte auch noch rührselig aufbereiten und auschlachten lassen und damit Geld verdienen.

    “Drei Jahre auf Bewährung – dazu verurteilte ein österreichisches Gericht die kroatische Handballtrainerin Renata C. (42), weil sie eine Liebesbeziehung mit dem 14-jährigen Erwin U. unterhält. Wie stellen die beiden sich ihre Zukunft vor? Im ProSieben-Boulevardmagazin “taff” sprechen Renata C. und ihr junger Geliebter zum ersten Mal im Fernsehen. Das exklusive TV-Interview bei “taff” – am Freitag, 19. November 2010, um 17 Uhr auf”

    BILD: Erwin (14): “Ich bin kein Opfer”. Er hatte Sex mit seiner Handball-Trainerin, als er 13 war
    http://www.bild.de/BILD/news/2010/11/14/oesterreich-sex-trainerin-liebt-jungen/ist-diese-liebe-pervers-erwin-ich-bin-kein-opfer.html

    “Beide beteuern: Es ist Liebe”

    Ach wie rührend! Bei einem Mann würde kein Schwein fragen, ob es Liebe war. Bei ihm würde der gleiche Boulevard den Mob zu Parolen wie “Kinderschänder”, “Schwanz ab”, “Aufhängen” aufhetzen.

    Aber is’ klar: Frauen eignen sich nicht als Täter, und ein männlicher Jugendlicher nicht als Opfer. Hass funktioniert hier nicht, also muss man die Geschichte anderweitig ausschlachten.

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