Human Development Index (HDI; Daten von 2007, veröffentlicht am 4. November 2010)
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- Libyen hat einen Index von 0,755 und damit den höchsten Lebensstandard von ganz Afrika. Nach den Kriterien des Human Development Index (HDI) aus dem Jahr 2007 ist es damit sogar vergleichbar mit europäischen Ländern wie Polen oder Portugal. Das ist erstaunlich, zumal 85 % Libyens Wüste (Sahara) sind und das Land äußerst trocken ist.
- Libyen hat das höchste Pro-Kopf-Einkommens Afrikas.
- Die medizinische Versorgung ist gratis. Bei schwierigeren Diagnosen oder notwendigen Operationen wurden Libyer jahrzehntelang ins Ausland geschickt. Auch Bonner Kliniken beispielsweise machten gute Geschäfte mit Patienten aus Libyen, denen ihr Aufenthalt staatlich komplett finanziert wurde. Jeder Libyer war mit 5000 Euro für den Krankenhausaufenthalt ausgestattet.
- Die libysche Sozialversicherung umfasst weiterhin Witwen-, Waisen- und Altersrenten.
- Es besteht allgemeine Schulpflicht; der Unterricht ist bis zum Alter von 15 Jahren kostenlos.
- In den vergangenen Jahren verzeichnete Libyen ein hohes Wirtschaftswachstum und zog Gastarbeiter aus den umliegenden Ländern an.
- Über 70 % der Bruttoinlandsprodukts (BIP) werden über das Erdöl generiert. Größter Handelspartner ist die ehemalige Kolonialmacht Italien.
- Nach den Anschlägen des 11. September unterstützte Libyen das Recht der USA auf “Selbstverteidigung” und schloss sich dem “Kampf gegen den Terrorismus” an.
- 2003 erklärte Libyen den Verzicht auf Massenvernichtungswaffen. Eine Vielzahl von Komponenten für chemische Waffen wurden vernichtet.
- 2004 unterzeichnete Libyen das so genannte Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag. Die Internationale Atomenergie-Organisation hat seither umfassende Kontrollmöglichkeiten im Land.
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Folgende Politiker haben noch bis vor kurzem, teilweise noch bis vor wenigen Tagen bei Revolutionsführer Gaddafi Klinken geputzt:
Guttenberg: “Klinkenputzen bei Gaddafi. Deutschland will teilhaben am libyschen Wirtschaftswunder”. (FAZ v. 27.4.2009)
“Libyen begehrt wie nie. Der altersmilde gewordene Revolutionsführer Gaddafi hat mit seinem Ende 2003 verkündeten Beschluss, dem internationalen Terrorismus abzuschwören und seine Massenvernichtungswaffen-Programme den Amerikanern zur Aufbewahrung anzuvertrauen, sein Land zum Traum der schlaflosen Nächte rezessionsgeplagter Unternehmer in der ganzen Welt gemacht.
Nach vierzig Jahren Diktatur des Grünen Buches und vierzehn Jahren Sanktionen gehörte Libyen, der viertgrößte Öllieferant Deutschlands, zu den rückständigsten [Anmerkung: FALSCH] Ländern Afrikas. Doch sitzt es auch auf riesigen Öl- und Gasvorräten und hat vor dem Einbruch des Ölpreises prächtig daran verdient.
Um elf Prozent soll die libysche Wirtschaft zuletzt gewachsen sein und auch weiter so wachsen, wo doch sonst fast überall rote Zahlen regieren. Geld ist in Libyen auch in der Krise mehr als genug da und inzwischen auch der Wille, es zum Nutzen des Landes zu nutzen – schon allein um die bestehenden Herrschaftsverhältnisse zu stabilisieren. Dutzende von Milliarden will die libysche Führung jedes Jahr in die Maximierung der Energiegewinnung bis hin zur Nutzung von Solarstrom, in die Erneuerung der kompletten Infrastruktur, den Bau von Schulen und Krankenhäusern und in die Industrialisierung des Landes stecken. Ausländische Investitionen und entsprechendes Knowhow sind daher hochwillkommen – solange alles unter der Kontrolle des Gaddafi-Clans bleibt. (…)
Die deutsche Wintershall AG etwa, inzwischen verstärkt durch den Partner Gasprom, hat dort schon seit 1958 nach dem hochwertigen Öl gebohrt und dies auch während der Sanktionen nicht aufgegeben.”
Außenminister Steinmeier wird mehrfach um Hilfe bei der Ausbildung von Polizisten angesucht. (SZ, 13.4.2008)
“Der Focus berichtete, schon im Herbst 2004 habe der Chef des libyschen Auslands-Geheimdienstes den damaligen Kanzleramtschef Steinmeier um Hilfe gebeten. In seiner Zeit als Außenminister seien schließlich 2006 der Sohn Gaddafis und Libyens Botschafter in Berlin vorstellig geworden.
SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte, an der Ausbildung libyscher Sicherheitskräfte durch deutsche Polizisten und Soldaten sei nichts zu beanstanden. Es sei gut, ‘dass wir mit einem Staat wie Libyen zusammenarbeiten – auch im Kampf gegen internationalen Terrorismus’, sagte er demselben Blatt. Jeder Staat, der sich bereit erkläre, gegen den internationalen Terrorismus zu kämpfen, müsse deutsche Unterstützung bekommen.”
BASF-Tochter Wintershall in Libyen aktiv (Focus v. 15.11.2006):
“Der Konzern investierte bislang 1,3 Milliarden Euro in die Ölförderung des Landes und produziert mittlerweile sieben Prozent des libyschen Öls. Weitere 700 Millionen Euro sollen in den nächsten fünf Jahren folgen. Zwitserloot spricht von Libyen und Tripolis als „zweite Heimat“ und sagt: ‘Den Wettbewerbsvorteil, den man hier vor der Tür Europas hat, muss man doch ausnutzen.’”
“Steinmeier umgarnt Gaddafi” (Focus v. 15.11.2006)
“Außenminister Frank-Walter Steinmeier dem libyschen Staatsführer Muammar el Gaddafi gegenüber das Interesse an einer stärkeren Zusammenarbeit mit dem ölreichen Wüstenstaat versichert. Auch in Europa sei bemerkt worden, dass sich in Libyen viel verändert habe, sagte Steinmeier am Mittwoch bei einem Treffen mit Gaddafi in dessen Amtssitz ‘Bab el Azizia’ in Tripolis. (…) Libyen ist viertgrößter Öllieferant Deutschlands und deckt 12 bis 14 Prozent des deutschen Ölbedarfs.”
Blair: “Blair, Gaddafi and the BP Oil deal” (Telegraph v. 20.5.2007)
Blair und Gaddafi nannten sich bei ihrem Treffen im Wüstenzelt leutselig beim Vornamen und Blair bezeichnete Gaddafi als “verlässlichen Verbündeten”. Der englische Premier, so der Artikel, kam in Begleitung BP-Vertretern, die einen Vertrag zum Bohren von 17 neuen Ölbrunnen unterzeichnen konnten. Die Brunnen seien in Zuklunft 13 Milliarden Pfund wert.
Der Artikel erwähnt lobend das Jahr 2003 als Wendepunkt in Sachen Gaddafi: Er habe sein gesamtes Inventar an Massenvernichtungswaffen britischen und amerikanischen Experten übergeben und ein Lager illegaler chemischer Waffen offengelegt. Außerdem habe er die Verantwortung für den Absturz (1988) des PanAm Flugs 173 über Lockerbie übernommen, der geforderten Auslieferung zweier Libyer stattgegeben, und den Opfern des Anschlags auf die Berliner Dikothek “La Belle” Entschädigung in Milliardenhöhe gezahlt.
Sarkozy: Hier ein Video, in dem Gaddafi-Sohn Saif al Islam erzählt, wie der französische Präsident ihn noch vor einem Monat offiziell eingeladen habe; Sarkozy habe ihm Kampfflugzeuge verkaufen wollen und ihn umschmeichelt (“He was like a pussy-cat”). Jetzt führe er sich wie ein Tiger auf. Er kenne das Spiel, es ging um Öl, Gas, Kontrakte. Außerdem habe Libyen Sarkozys Wahlkampf bezahlt, was er anhand von Überweisungsbelegen beweisen wolle.
War das vielleicht mit der Grund, warum der Zwerg von Paris, der vor Wahlen steht, als erster die Bombardierung Libyens forderte und dann auch durchführte?
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Tags: Blair, Gaddafi, Guttenberg, Libyen, Sarkozy, Steinmeier, Struck
noch so ein grund? http://www.economist.com/blogs/dailychart/2011/03/libyas_water_supply
Der Grund, warum man es mit der Bombardierung so eilig hat, ist dreifach: 1) Libyens Wasser-Jahrhundertprojekt steht vor der Fertigstellung, und dann werden die Libyer uns im Lebensstandard überholen 2) Libyen soll nicht mit Ägypten und Tunesien zusammen zu einem beherrschenden Faktor werden 3) Das Öl und die von BP und dem französischen Ölkonzern Total geplante Erschließung eines riesigen Ölfeldes direkt vor Libyens Küste.
Es tut gut, andere, offenbar näher an der Realität orientierte, Artikel zu lesen, als die, welche uns seit einigen Tagen aus allen Medien um die Ohren fliegen, und die nur eine Stoßrichtung kennen: Gaddhafi ist ganz böse und muß weg. Und siehe da: über 60 % der Deutschen sind angeblich der gleichen Meinung.
Die Frage, warum wir uns aber ausgerechnet in Libyen einmischen sollen, während einige Kilometer weiter südlich in der Elfenbeinküste gleichfalls bzw. noch weit schlimmere Massaker passieren, kann freilich niemand so recht beantworten. Es wird doch wohl nicht damit zusammenhängen, dass es in Libyen Öl gibt? Und Gaddhafi seine Wasserprojekte von den Südkoreanern bauen läßt, anstatt die allgegenwärtigen “Halliburton” und Konsorten buddeln zu lassen?
gute darstellung, da können die deutschen sogar neidisch werden :)
Berlusconi vergessen.
EuroTanic – die Deutschen könnten auf so vieles neidisch sein…
Ich beneide die Autorin (nicht heute erst) um ihre konsequente Wissensverknüpfung.
Meine Meinung: Trau keinem ungarischen Franzosenzwerg! Außerdem, französische Zwerge gehören nach St. Helena, und sonst nirgendwo hin.
Konrad Fischer
Hobbyhistoriker
Immer wieder schoen zu sehen, wie die linken Weltversteher auch noch den groessten Massenmoerder unterstuetzen, solange es nur dem eigenen Anti-Amerikanismus dienlich ist.
Haetten Sie 1941 auch fuer Hitler geschrieben, wenn Sie im Ausland gesessen haetten um die Bombardierung Deutschlands zu kommentieren?
Vom eigenen Sessel aus regiert es sich eben am leichtesten als Hosentaschenweltpolitiker.
Eine kurze Frage: mir als Konsument der Massenmedien (z.B. Tagesschau)stellte es sich bisher immer so dar, als ob ein großer Teil des Volkes gegen Gaddafi aufbegehrt und seine Truppen die Aufständischen blutig niedermetzeln und Wohngebiete mit Raketen beschießen. Daraufhin haben die Aufständischen die Weltgemeinschaft um Unterstützung gebeten.
Ganz abgesehen von den hier aufgelisteten Gründen – ist das also falsch?
ein ganz entscheidener Punkt wurde bei den 10 Gründen vergessen :
Libyen hat eine eigene, staatliche Zentralbank !
( Eine der letzten 5 auf unserem Planeten )
Oder wie glaubt ihr werden diese Annehmlichkeiten für’s Volk sonst finanziert,- und das bei einer Staatsverschuldung von 3% ( auch weltweit spitze) ???
Der kameruner Autor Jean-Paul Pougala verknüpft in seinem Artikel
einige äußerst plausible Fakten rund um den im Aufbau begriffenen
African Monetary Fund, die African Central Bank und die African Investment Bank. Projekte, die die westliche Finanzelite absehbar vor die Afrikanische Tür gesetzt hätten. Daher auch die bemerkenswerte Gründung der “Rebellen-Zentralbank” …
Links zum Artikel und Kommentaren hier:
http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=216080
Ts, ts. Diese blutleere Zahlenhuberei. Da fehlt noch die Gefangenenstatistik: In Libyen gibt es weniger Gefängnisinsassen als in Tschechien. Tja, und warum? Weil viele politische Gegner getötet wurden.
Zur sozialen Lage:
Man schaue doch bitte ganz genau hin: http://tinyurl.com/3fk4k26
Ich habe es geahnt, die “Humanisten”, die eine “Rebellion” im Ausland unterstützen, fürchten sich davor, angesichts der Sozial-Fakten im eigenen Land nach den Ursachen der Malaise gefragt zu werden … Eine Schande !
@Jürgen Gundlach
lol
Du bist schon ein Clown. Die USA haben mit Abstand eine höhere Hirnrichtungsquote als Libyen.
Also halts Maul.
[...] Uranium-Munition bombardieren. Was könnten weitere Gründe für eine NATO Intervention sein? Friederike’s Becklog bringt hier schon mal 10 [...]
[...] 10 Gründe, um Libyen zu bombardieren: https://becklog.zeitgeist-online.de/2011/03/22/10-grunde-um-libyen-zu-bombardieren/ [...]
[...] deren Führer dämonisiert. Im Falle Libyens ist dies besonders perfide, handelte es sich doch beim Libyen unter der Regentschaft des mit Sicherheit nicht lupenreinen Gaddafi um eines der [...]
Solche Autoren findet man heutzutage echt selten.
Weltklasse ;-)