Kanada baut Militärbasis in Köln/Bonn auf. Drehkreuz für Auslandseinsätze, Hub nach Osten.

Flughafen Köln/Bonn

Zugegeben – mir fuhr der Frühstückskaffee vor Erstaunen in die Luftröhre: Der Bonner Generalanzeiger wartete heute Morgen auf Seite 1 mit einer Schlagzeile der besonderen Art auf:
„Kanada baut Militärbasis in Köln/Bonn auf. Drehkreuz für Auslandseinsätze. Flughafen von Minister-Ankündigung überrascht.“ (GA Bonn v. 15.2.2012)

Tja, so schnell kann’s gehen, nicht wahr? Die ohnehin schon lärmgeplagten Bürger werden gar nicht erst gefragt, selbst der Flughafen weiß nichts von seinem Glück.

Zeit, das Thomas-de-Maizière-Bild einmal zu revidieren: Der graumausig-unauffällig auftretende stets samtig-gedämpft daherredende de Maizière, Absolvent des Leadership-Programms der Antlantik-Brücke zu Berlin (Young Leader Alumnus) wird unterschätzt: Er ist in der Sache knallhart und er kriegt, was er will, indem er ohne großen Lärm, ohne besondere Vorankündigung, blitzschnell handelt.

Die Bonner haben bereits seine hintertücksche Art zu spüren bekommen, als er im September vergangenen Jahres ankündigte, so viel wie möglich Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums von Bonn nach Berlin versetzen zu wollen und warnte, man möge lieber nicht auf einer strikten Auslegung des Berlin/Bonn-Gesetzes beharren. Die Bonner war empört. Sie berufen sich auf geltendes Recht – aber das haben auch schon andere in unserer Republik vergeblich getan… De Maizière jedenfalls treibt den Umzug ungehindert voran.

Jetzt der Nordamerika-Blitzbesuch. Ergebnis: Kanada bzw. sein Verteidigungsminister Peter McKray baut ein logistisch-strategisches Drehkreuz für Auslandseinsätze am Flughafen Köln/Bonn. Punkt. Genauso knapp der Kommentar de Maizières: “Ich freue mich sehr, dass Kanada seinen strategischen Hub in Richtung Osten in Köln/Bonn ansiedeln wird“.

Der neue “Hub” nach Osten ist umso seltsamer, als Kanada ja bekanntlich sein „robustes“ Afghanistan-Engagement bereits eingestellt hat. Grund für die Entscheidung sei der Nachtflugbetrieb in Köln/Wahn.

Die Region allerdings fühlt sich von de Maizière provoziert. Das Ereignis sollte jedoch dringend in größerem Rahmen gesehen werden – mit einem geplanten Nahostkrieg und Angriff auf den Iran gar?

Zunächst ist zu erinnern daran, dass  die kanadische Regierung unter Stephen Harper mit Verteidigungsminister Peter MacKay 2008 ein gigantisches Rüstungsprojekt auflegte – das kanadische Militär sollte besser ausgestattet werden. Dies war der Regierung 400 Milliarden Dollar wert. Die kanadische Öffentlichkeit und die Parlamentarier kritisierten damals heftig, dass es über dieses Vorhaben keinerlei Kostenvoranschläge, Kalkulationen oder anderes schriftliches Material gab.

Premier Stephen Harper erklärte daraufhin kurzerhand das Parlament als „dysfunktional“, löste es auf und setzte Neuwahlen an. Diese gewann er, wenn auch ohne absolute Mehrheit. Seither regierte Harper in beispielloser Weise, indem er immer wieder die Funktion des Parlaments außer Kraft setzt („Aussetzung der Parlamentsarbeit“).

Anfang 2010 kam es in mindestens 20 kanadischen Städten Demonstrationen gegen die „Schließung der Demokratie“ durch die Harper-Regierung. Eine parlamentarische Untersuchungskommission kam 2011 zu dem Ergebnis, dass Harpers Regierung dem Parlament in verschiedenen Fällen wichtige Informationen vorenthalten bzw. verschwiegen hatte. Aus den anschließenden vorgezogen Neuwahlen ging der konservative Harper  jedoch mit absoluter Mehrheit hervor!

Der kanadische Premier Harper hat eine sehr prononcierte politische Meinung:
Im November 2010 fand in Ottawa die „Internationalen Parlamentarierkonferenz gegen Antisemitismus“ statt: Harper sagte dort vor ca. 200 Delegierten aus aller Welt, Kanada werde unmissverständlich die Position Israels verteidigen. Der ultrarechte israelische Außenminister Avigdor Liebermann kommentierte daher völlig zu Recht: „Es ist schwer möglich ein Land zu finden, dass Israel gegenüber freundlicher eingestellt ist als Kanada. Kein anderes Land hat solch ein umfassendes Verständnis für uns demonstriert.“

Und Harper über den Iran in einem CBS News-Interview am 17.1.2012 : “Es braucht nicht mehr diskutiert zu werden, dass der Iran eine Atomwaffe entwickelt und darüber lügt.”

Harper und sein Verteidigungsminister gehören für Kritiker und viele arabischstämmige Kanadier zweifeellos zur Klasse der Antlanto-Zionisten. Schutz des jüdischen Volkes wird mit Schutz der Regierung des Nahoststaates und ihrer Politik gleichgesetzt.

Die ungewöhnliche nahtlose Übereinstimmung äußerte sich auch in engster militärischer Kooperation beider Länder; z. B. in einer Reihe hochkarätiger Meetings („Strategic Dialogue“) von Militärführern beider Länder in Israel seit 2008. Dabei interessierten kanadische Militärs vor allem die einschlägigen Erfahrungen des Landes mit sog. asymmetrischen und nicht konventionellen Operationen und Israels Erfahrungen mit Aufstandsbekämpfung in den besetzten Gebieten. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund der Bombardierung des Libanon nach der Gefangennahme zweier IDF-Soldaten durch die palästinensische Hisbollah (2006) und des Gaza-Streifens (2008) mit z. T. neuartiger Munition.

Demonstration in Toronto - Kritik der Unterstützung Harpers für den Libanonkrieg als "gemäßigte Reaktion"; Quelle unbekannt"

Stephen Haper hatte zum Erstaunen mancher kanadischer Landsleute die massive Zerstörung des Libanons als „gemäßigte Reaktion“ bezeichnet und volle Unterstützung durch Kanada versichert. Es kam im Land daraufhin zu Protestmärschen Tausender, die auf einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende der Bombardierungen von Zivilisten drängten.

Für Haper ist jede Kritik jedoch immer nur vorgeschoben, nie echt oder gar berechtigt: Auf der genannten Konferenz in Ottawa sagte er:

Der internationale Antisemitismus, sei zwar so primitiv wie immer, in seinen Methoden jedoch ausgeklügelter als je zuvor: „Er zielt auf das jüdische Volk, indem er auf die jüdische Heimstätte, Israel, als die Quelle von globalem Unrecht und Streit zielt. Und er macht sich hierbei, perverserweise, die Sprache der Menschenrechte zu eigen.“ (vgl. hier)

2006 waren dem Libanonbombardement mindestens 1500 Zivilisten zum Opfer gefallen, darunter auch ein kanadische UN-Soldat, der bei einem israelischen Angriff auf einen UN-Beobachtungsposten im Südlibanon ums Leben kam.

Deutschland und Kanada haben ebenfalls seit einigen Jahren eine starke Kooperation, die vor allem um den Panzer Leopard 2 kreist: Der Tank ist ein Exportschlager. BILD weiß:
„Mit dem Verkauf des Leopard II und anderer Militärprodukte hat Deutschland sich in den vergangenen Jahren zum drittgrößten Rüstungsexporteur der Welt entwickelt und mittlerweile einen Weltmarktanteil von elf Prozent erreicht. Das teilte das Friedensforschungsinstitut SIPRI mit. Demnach verdoppelten sich die deutschen Kriegswaffenexporte von 2005 bis 2009 gegenüber dem vorher untersuchten Zeitraum von 2000 bis 2004.“

Kanadier wurden in der Lünerburger Heide am Lepoard ausgebildet, Deutschland lieh Kanada für den umkämpften Süden Afghanistans 20 Panzer. Gut ein Viertel der deutschen Rüstungsverkäufe (27 Prozent) entfielen auf gepanzerte Fahrzeuge wie den Leopard II.

Beim aktuellen Treffen de Maizières Treffen mit seinem kanadischen Amtskollegen ging es auch nicht nur um das neue strategische Drehkreuz und den „Hub“ nach Osten sondern auch um engere Rüstungszusammenarbeit, um weitere gepanzerte Fahrzeuge, nach den positiven Erfahrungen Kanadas mit dem Leo 2. “Die Beziehungen zu Kanada sind schon sehr eng. Jetzt gibt es Überlegungen zur Vertiefung der Rüstungskooperation“, so der Verteidigungsminister laut Weltexpress v. 14.2.2012.

Der Iran spielt auch im Leben des kanadischen Verteidigungsministers eine bedeutsame Rolle, jedoch weniger als Bedrohung: Der bekannte Womanizer und Parlamentsschönling Peter MacCray war schon mit einer ganzen Serie von kanadischen Politikerinnen verliebt, verlobt, liiert. Sogar Condoleezza Rice, die ehemalige US-Außenministerin, soll schon auf seiner Liste gestanden haben. Da mag es überraschend gewesen sein, als er sich letzten Monat endlich festlegte und die iranische Ex-Miss World Nazanin Afshin-Jam ehelichte.

MacKays Frau flüchtete nach dem Sturz des Schahs als Kind mit ihrer Familie aus dem Iran und wurde in Kanada heimisch. Die studierte First Lady ist gleichzeitig Politaktivistin, steht an der Spitze von Kampagnen gegen ihr Heimatland, ihre Videoclips verraten ihre offensichtliche Sympathie für die westlich inspirierten und gesponserten „bunten Revolutionen“. Afshin-Jam ist Mitbegründerin einer Initiative gegen Kinderhinrichtungen im Iran.

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Aktuelle Ergänzung:
‘Ein europäisches Drehkreuz in Köln/Bonn würden der kanadischen Armee erlauben, zügig zu reagieren, wenn humanitäte Einsätze, Operationen zur Friedenserhaltung oder Kampfeinsätze nötig sein sollten,’ so die Pressestelle der Armee.

Fragen an Michael Garvens, Flughafenchef Köln/Bonn: Kann der Flughafen überhaupt Militärflüge ablehnen und gilt das auch für den militärischen Teil? Antwort: Der militärische Teil liegt in der Verantwortung des Bundes. Werden die Flüge darüber abgewickelt, hat der Flughafen keine Handhabe, sie abzulehnen.” (GA Bonn v. 16.2.2012).

Fazit: Thomas de Maizière hat offensichtlich entschieden. Da es um Militärisches bzw. Militärflüge geht, hat die dicht besiedelte Region formal kein Mitspracherecht. Bisher wickelten die Kanadier ihre Flüge in Spangdahlem in der Eifel ab.

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8 Antworten zu “Kanada baut Militärbasis in Köln/Bonn auf. Drehkreuz für Auslandseinsätze, Hub nach Osten.”

  1. Kanada baut Militärbasis in Köln/Bonn auf. Drehkreuz für Auslandseinsätze, Hub nach Osten. | Antizensur sagt:

    [...] weiterlesen bei: Friederike`s BECKlog [...]

  2. Ramiez sagt:

    Wo Bleibt der Aufschrei unserer Edelpazifisten?
    Als ich bei der Bundeswehr in der Kompanie 1/291 Fallschjg. Btl. meinen Dienst in den Jahren 1967-1968 verrichtete, hieß es: nie wieder ein deutscher Soldat auf fremdem Boden, nie wieder Krieg von Deutschland aus und weitere Sprüche. Und was ist daraus geworden?

  3. Kulissenschieber sagt:

    Ruhig. Ganz ruhig.

    Wie kannst Du mit solch alten Kamellen kommen. 1968 hat der und der gesagt. Die Polit-Darsteller können sich doch wenige Sekunden nach einer Wort-Absonderung nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern.
    Und Mitschpracherecht der Bevölkerung in einem Besetztem Gebiet.????
    Macht Ihr Witze.??? Habt Ihr immer noch nicht realisiert daß wir besetzt sind??? Wenn ihr schon nicht selbst das Dickicht lichten wollt das die BRD (Als Beauftragte der Alliierten) zur Verschleierung der Tatsachen haben wachsen lassen. So lest im GG Artikel 146 :

    Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.

    Und so lange gibts keinen Friedensvertrag. Und ohne Friedensvertrag keine Souveränität. Solange Kriegsrecht.

    Und nur weil die Alliierten hier 67-Jahre lang hier in ihren Kasernen war
    so waren sie doch immer da. Oder????

    Leute werdet wach. Die Fahne drehen. Wie im Hambacher Original.
    Das Gold wieder nach oben. Die Täuschung beenden.

    Euer Kulissenschieber

  4. Niemand sagt:

    Wer gibt diesen de Maiziere und seinen Gesinnungsgenossen das Recht über andere Menschen oder ganze Völker zu herrschen und zu bestimmen ?
    Regierungen haben keinen Nutzwert für eine Gesellschaft, sie belügen, täuschen und vergewaltigen die Völker nur um Macht zu erlangen und zu erhalten. Frei Völker brauchen keine Herrscher, ob als Könige, Diktatoren oder in Parteiensystemen. Die Menschheit wäre ohne diese Bevormunder und Selbstbediener auf jedem Gebiet weiterentwickelter und um viele Leiden ärmer. Wir brauchen diese Herrschaften nicht aber sie brauchen uns. Beenden wir dieses Trauerspiel endlich, zukünftige Generationen werden es uns danken.
    Armeen sollten ausschließlich rein nur zur Landesverteidigung dienen, jedes vorhandensein einer Armee auf dem Territorium eines anderen Landes, aus welchem Anlass oder Grund auch immer, entlarvt diese Armee als Besatzer und Aggressor. Jedes Land das von fremden Truppen, unter welchem Vorwand auch immer besetzt ist, diesen Truppen Aufwendungen und Sonderrechte gewähren muß, ist unfrei, ein Vasallenstaat. Die BRD steht seit Jahrzehnten exemplarisch dafür.

  5. Kulissenschieber sagt:

    Ich muß noch einen nachschieben.

    Diese Leute fragen nicht ob sie was dürfen. Macht ist nunmal nichts was das man bekommt. Macht nimmt man sich.
    Und das gezappel was die bürgerlicher Gesellschaft vorführt. Oh Gott.
    Jetzt Krieg anfangen?. Gleich geht doch das Endspiel los und ich hab schon ein Fläschchen Bier da stehn. Die Leute werden erst wach wenn die Granaten einschlagen. Dann hat die Realitätsverdrängung halt zwangläufig ein Ende. Ist schon ein Wahnsinn so eine abgefüllte Gesellschaft tickt. Und das machen “Die” mit vollem Kalkül. Wahnsinn
    Deutschland soll es nachher nicht mehr geben!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Euer Kulissenschieber

  6. Joseph Breitenbach sagt:

    Man sollte diesen Kanadiern, notfalls auch handgreiflich, klarmachen, dass die Besatzungszeit vorbei ist und dass sie in Deutschland nichts mehr zu wollen haben!

  7. Friederike Beck sagt:

    Nein, Handgreiflichkeiten führen zu nichts und lösen das Problem nicht. Für uns Deutsche heißt unser Ansprechpartner de Maizière, das Problem muss auf die politische Tagesordnung, damit einsame Entscheidungen unseres Verteidigungsministers über die Köpfe der Betroffenen der Region, ja des ganzen Landes hinweg als das benannt werden, was sie sind: Krass undemokratisch.

  8. Martin W. sagt:

    Vor diesem ganzen Kontext vernehme ich das laute Heulen und Zähneklappern bei alliierten Rückzugsbekundungen als schiere Heuchelei. Da werden mit lauten Tam-Tam Soldaten und ganze Standorte verlegt, um gleich durch die Drehtür wieder einzuziehen. Die Amerikaner verlegen doch auch ihre Kommandatur von Belgien nach Ramstein. Deutschland als NATO-Drehtür. Wunderbar…

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