Andreas Popp von der Wissensmanufaktur hielt den zweiten Vortrag des Kongresses in Fulda. Popp begreift sich als Vor- und Andersdenker und betreibt seine “Wissensmanufaktur” als eine Art Denkfabrik (zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Rico Albrecht), in deren Beirat u. a. auch Wilhelm Hankel und Prof. Karl Albrecht Schachtschneider sitzen.
Popp und seine Wissenmanufaktur wollen nicht nur kritisieren, sondern ganz neu denken. Paradigmen sollen aufgeweicht und praktikable Lösungswege aufgezeigt werden. Sein Plan “B” fängt damit an, einige Begriffe zu hinterfragen.
Z. B.: Was ist eigentlich Geld? Ein gesetzliches Zahlungsmittel und damit eine Rechtseinrichtung, ein gesetzliches Muss. Eigentlich aber nur ein Bewertungssystem. In den USA wurde die Herstellung von Geld 1913 in private Hände gegeben: In die einer privaten Bankenelite, der Federal Reserve Banken (Fed).
Geld entsteht in unserem System aus dem Nichts heraus (Giralgeldschöpfung) durch Banken. Es ist ein Schuldgeld. Der Zins ist eine Art Risikoprämie. Der Zins wird aber bei der Giralgeldschöpfung nicht mitgeschöpft und daher durch permanente Umverteilung bezahlt.
Die Absurdität der Schuldgeldschöpfung sieht man anhand der Bankenrettung: Die Banken haben nicht genug Geld. Der Staat auch nicht. Der Staat leiht es sich bei den Banken, die es eigens schöpfen, damit es der Staat dann wieder an die Banken geben kann. Wahnsinn mit Methode.
Banken seien die mächtigsten Steuerungsinstrumente der Welt, ihnen sei der Staat untergeordnet.
Popps Wissensmanufaktur plädiert für eine öffentliche Zentralbank mit Geldschöpfungsmonopol, die das Staatsgeld herstellt.
Umverteilung, das ist nach Popp die Verschiebung von Fleißig zu Reich. Oder auch so ausgedrückt: “Die Intelligenten leben von den Dummen und die Dummen von der Arbeit.”
Der (meist versteckte) Zinsanteil an den Lebenshaltungskosten belaufe sich mittlerweile auf ca. 40 %. Bei einer Summe von etwa 500.000 Euro, rentabel angelegt, halte sich Zinszahlen und Zinsempfang die Waage. Erst wenn man über dieser Summe (kritische Kapitalmasse) liege, werde man leistungslos zum Zinsempfänger.
Umverteilung geschieht durch eine Art “Vermögenssteuer”, eben die Zinsen, die gezahlt werden an Empfänger – eine ultrareiche Kasten, welche diese leistungslos erhalten. Dieses System ist bekanntlich auf der Exponentialfunktion aufgebaut. Damit ist unser Gehirn aber überfordert, da es sie sich nicht mehr vorstellen kann.
Popp will diesen Absaugeprozess stoppen, er führe zu Leiden bei den Superreichen wie bei den Fleißigen.
Die Geldmenge wurde in den letzten Jahrzehnte extrem aufgeblasen. Popp sieht eine Geldmengenkontrolle als sinnvoll an, die der Bedürfnisnachfrage jeweils angepasst wird. Die Geldmengenanpassung sollte ein organischer Prozess sein, der sich dem Bruttoinlandsprodukt immer anpasst. Auch der Begriff des BIP sollte nach Popp neu überdacht werden, die bisherigen Bewertungskriterien seien nicht objektiv.
Geld müsse umverteilungsneutral und gemeinnützig werden, müsse fließendes Geld werden, das einer Umlaufgebühr unterliege. Popp strebt eine neue ganzheitliche sozialökonomische Ordnung an.
In einer solchen hätte der Begriffsfetisch “Wirtschaftwachstum” keinen Platz mehr, da er nur eine Funktion des Zinsmechanismus’ ist.
Innerhalb dieser Neuordnung möchte Popp auch Begriffe wie Eigentum und Besitz neu übederdenken. Er plädiert z. B. für ein soziales Bodenrecht (Übergangsfrist 30-40 Jahre) mit einer Art Entschädigungsgebühr (durch Erhebung einer Nutzungsgebühr) für alle, die von der Nutzung des Bodens ausgeschlossen sind. Denn Grund und Boden sind eine Art Hardware, für die der Einzelne nichts getan hat.
Auch die Idee, die Ausbeutung von Bodenschätzen nur noch mit Aufwandsentschädigung der involvierten Unternehmen zu vergüten, die Bodenschätze jedoch – da ein Geschenk der Natur – im Besitz der Allgemeinheit zu belassen, ist einleuchtend und dürfte zukunftsweisend sein. Ebenso wie die Ideen des Wissenmanufaktur-Mitdenkers Rico Albrecht, dessen Manifest zum Steuerboykott eine Fundgrube an guten und einleuchtenden Gedanken ist.
Popps Szenario für die nahe Zukunft: Crash abwarten, danach Systemwechsel und Neustart. Für Deutschland hieße das, dass wir endlich über eine Verfassung abstimmen können, wie es das Grundgesetzt für den Fall der Wiedervereinigung anordnete und was bisher beharrlich verweigert bzw. ignoriert wurde. Bis dahin gibt es aber noch das Recht auf Widerstand (nach GG Art. 20 Abs. 4), wenn es ganz Dicke kommen sollte …
Für den Anleger hält Popp noch die Warnung bereit, nicht in Währungen zu investieren. Insbesondere sieht er auch die Situation der Schweiz sehr bedrohlich, da ihre Großbanken UBS und Credit Suisse den 5-fachen Wert des Schweizer Bruttoinlandsproduktes mit Hebelungen in Staatsanleihen investiert haben – u. a. in Länder, die vom Zahlungsausfall bedroht sind …
Popp war Unternehmer und Risikomanager bei einer Bank in Hamburg und London, bevor er sich zum Denken aus dem Geschäftlichen zurückzog.
***
Der nächste Redner in Fulda war der österreichische Edelmetallexperte und Finanznalyst J. A. Saiger.
Saigers Prognosen kreisen um das Problem der Kriegsgefahr, die er im Zusammenhang mit dem Iran als stark gegeben ansieht. Er stellt sie in den historischen Beispielzusammenhang und verweist auf die Möglichkeit von Kriegen für die Staaten, um sich zu entschulden. Nicht zuletzt brachten beide Weltkriege für die USA eine Wirkung in dieser Richtung. WKI ergab eine Verfünffachung der Exportüberschüsse, WKII machte den US-Dollar zur internationalen Leitwährung, mit der Ausbeutung von ca. 346.ooo deutschen Patenten konnten u. a. Kriegsanleihen bezahlt werden. Für die UdSSR ergab sich ein ähnlicher Effekt durch Demontage deutscher Industrien nach dem 2. Weltkrieg.
Für Saiger befindet sich das Weltwährungssystem in einem Endstadium, das weitgehend unvergleichlich mit bisherigen Finanzkrisen ist. Die Inflations- und Schuldenprobleme könnten nur noch mittels einer Währungsreform gelöst werden.
Saigers Analysen über den großen Silberzyklus sind im Kongressbuch abgedruckt, der bei Sven Hermann Consulting bestellt werden kann.
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