Archiv für den Monat April 2012

NGO-Dämmerung?

Mittwoch, 25. April 2012

NGOs (bzw. deutsch NROs), also Nichtregierungsorganisationen, leben von ihrem Nimbus, eben keine Nähe zu Regierungen zu pflegen und sich von den Mächtigen fern zu halten, um eine kritische Distanz zu gewährleisten.

Umso ärgerlicher ist es, wenn sich NGOs Partei nehmen und das ernsthafte Folgen hat: Letztes Jahr kursierte die Sage von den Söldnern in Libyen, die im Mainstream ein ums andere Mal beschworen wurde. Ihr angeblicher Einsatz durch den grausamen libyschen Diktator bewegte die Gemüter und lieferte zu einem Gutteil die ungeschriebene Rechtfertigung für das NATO-Bombardement des Landes.

Geneviève Garrigos von Amnesty International verbreitete diese Version, die unverifiziert vom Mainstream übernommen wurde, der seinerseits die Gerüchtemühle drehte. Garrigos sprach von “Informationen”, die Amnesty habe. Einige Monate später musste sie widerrufen: Man habe “Gerüchte” gehört. Nein, es gebe keine Beweise dafür, dass Söldner eingesetzt worden seien. (weiterlesen…)

Sind Adelige degenerierter? Z. B. schießen.

Sonntag, 22. April 2012

Die Erklärung, warum sich Froilan in den Fuß geschossen hat ... (Quelle: privat)

Aus Spanien erhielt ich nebenstehendes Foto mit dem Kommentar: “Die Erklärung, warum sich Froilan in den Fuß schoss“. Gemeint ist der 13-jährige Enkelsohn des spanischen Königs Juan Carlos, Felipe Juan Froilán, der sich auf dem Landsitz seines Vaters,  Jaime de Marichalar, beim Spiel mit einer Handfeuerwaffe in den Fuß schoss.

Der erneute Beweis dafür, dass man in royalen Kreisen Waffen selbstverständlich als Spielzeuge betrachtet, gemahnt an Juan Carlos’ eigene Vita: Der 18-jährige hatte bereits ein Jahr auf einer Militärakademie absolviert, als er 1956 “aus Versehen” seinen vier Jahre jüngeren Bruder Alfonso in den Kopf schoss. Die spanische Königsfamilie weilte damals im Exil im portugiesischen Estoril. Eine Untersuchung des Todesfalls durch die portugiesischen Behörden fand nie statt, Juan Carlos’ Vater versenkte die Tatwaffe persönlich im Meer und soll seinen Sohn aufgefordert haben: “Schwör mir, dass du es nicht absichtlich getan hast!

Der jetzige spanische König wurde damals als Ziehsohn des spanischen Diktators Franco in Spanien ausgebildet; in einem Deal mit Franco wurde festgelegt, dass der Sohn Juan Carlos, nicht der Vater, Francos Nachfolge antreten sollte. (weiterlesen…)

Grass-Gedicht. Oder: Nicht mehr mit dem U-Boot zur Wohlfühloase

Freitag, 06. April 2012

Der ehemalige Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, Meir Dagan, warnt seit Monaten öffentlich vor einem Angriff auf Irans Atomanlagen. Er hofft, damit eine Katastrophe zu verhindern: “Man muss daran denken, was am Tag danach geschieht.” Ein Angriff sei schrecklich für Israel, eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. (vgl. Spiegel 45/2001, S. 110.)

Der Literaturnobelpreisträger Günther Grass bedachte ebenfalls öffentlich gewissermaßen den Tag danach. Sein “Gedicht”, eigentlich eine Kurzanalyse, ist ein Dokument großer Sorge um den Weltfrieden aber auch ein Beweis dafür, dass einem in der Öffentlichkeit Bekannten endlich die Geduld ausgegangen ist. Dafür ist Grass zu danken.

Vor wenigen Tagen hatten die Führer der BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) in New Delhi auf ihrem alljährlichen Gipfeltreffen eindringlich dazu aufgefordert, die Kriegsdrohungen gegen den Iran und Syrien einzustellen. Sie unterstützen die Embargo-Politik gegen den Iran und die Eskalation der Pro-Gewalt-Rhetorik nicht und riefen dazu auf, einer Kompromisslösung und dem Dialog Raum zu geben.

Seit Monaten, genauer gesagt seit Jahren, wird vor allem in den US-amerikanischen, aber auch den deutschen Medien Kriegsszenarien durchdiskutiert, günstige Zeitfenster für einen Erstschlag benannt, militärisches Handeln angemahnt, eingefordert. Außenpolitische Fachmagazine, Denktanks und Experten wollen das Undenkbare denkbar und möglich erscheinen lassen, die letzte Totenziffer, die für Israel in Spiel gebracht wurde, berechneten ganze 300 (!) hinzunehmende Tote bei einem Schlag gegen den Iran. Die Kriegsspieler blenden dabei in ihren Sandkisten aber immer die Möglichkeiten eines Dominoeffekts im Nahen Osten aus, bei dem sich alle Spannungen alter Rechnungen entladen könnten und – noch wichtiger – die unvorhersehbare Kriegsdynamik bei einem Eingreifen Russlands oder gar Chinas. (weiterlesen…)

Zwei Eurofighter fangen Jumbo-Jet ab und zwingen ihn zur Landung in Köln/Bonn

Donnerstag, 05. April 2012

Deutscher Eurofighter, Quelle: wikimedia commons

Am 2.4. lesen wir eine überraschende Meldung in den Tageszeitungen über eine ungewöhnliche Amtshilfe, welche die Bundeswehr der Polizei gewährte:
“Zwei Kampfflugzeuge der Bundeswehr haben am Wochenende ein Flugzeug aus Nigeria über dem deutschen Luftraum abgefangen. Die Eurofighter hätten die Maschine zum Flughafen Köln/Bonn geleitet. Die Luftwaffe war von der Bundespolizei alarmiert worden, bei der das Flugzeug als gestohlen gemeldet worden sei. Die Maschine steht nun in einem Hangar der Bundeswehr und darf vorerst nicht starten. Der angebliche Besitzer des Fliegers aus Oxford in England hatte die Maschine als gestohlen gemeldet.”

Dies ruft Erinnerungen wach an vier Flugzeuge, denen nicht das Glück beschieden war, von der Luftwaffe abgefangen und zur Landung auf dem nächsten Flughafen gezwungen zu werden:

  1. Der American Airlines Flug 11, der am 11.9.2001 in den Nordturm des WTC krachte.
  2. Der United Airlines Flug, der am 11.9.2001 in den Südturm des WTC krachte.
  3. Der American Airlines Flug 77, der ins Pentagon krachte.
  4. Der United Airlines Flug 93, der bei Shanksville  abstürzte.

Die Frage danach, warum Befehlsketten an diesem verhängnisvollen Tag blockiert wurden und wer Befehle nicht gab, ist die Frage nach des Pudels Kern.

Neuere Erkenntnisse über das “Versagen” der US-Luftwaffe an jenem Tag gibt’s z. B. hier im 9/11-Archiv.