Syrien-Analyse: Die Schande des Westens

Am 18. August 2012 erschien bei „Open Democracy“ ein Artikel des jordanischen Freelance-Journalisten und Schriftstellers Ahmad Barqawi aus Amman. Nicht nur der Inhalt seiner Syrien-Analyse, sondern auch die Tatsache, dass Open Democracy seinen Artikel veröffentlicht, ist sensationell.

Ist er doch eine schonungslose Abrechnung mit der bisherigen Syrienpolitik der westlichen Staaten und der Politik der Medien. Die Tatsache, dass Open Democracy Barqawis bitterer Lageanalyse bringt, ist ein Alarmzeichen. Es zeigt wie ernst die Lage in Syrien wirklich ist. Es ist ein Beweis mehr, wie sehr die bisherige westliche Linie das Land zugrunde gerichtet hat in einem Ausmaß, das jeder Beschreibung spottet.
Zur Erinnerung: Open Democracy, ein internationales Politikforum, wo auch George Soros schreibt, wurde bzw. wird von einer Reihe von philanthropischen US-Stiftungen finanziert: u. a. der Ford Foundation, der Atlantic Philanthropies (die Unternehmen im Sinne strategischer Interessen der US-amerikanischen Außenpolitik unterstützt), der Rockefeller Brothers Fund, der Joseph Rowntree Charitable Trust und andere Financiers.

Barqawi ist Jordanier und Assad-Gegner. Gleichwohl liefert er eine schonungslose Analyse der „Rebellen“. Man möchte seinem Bericht wünschen, dass er den Weg findet in die Hände unserer „Politik-Entscheider“ und ihnen den eigenen Spiegel vorhält.

Syrien: Dem Arabischen Frühling wird die Uhr zurückgestellt
Von Ahmad Barqawi, 18. August 2012
(Übersetzung: Friederike Beck)

Welche berechtigten Klagen und Forderungen nach politischen Reformen das syrische Volk vor anderthalb Jahren auch immer gehabt haben mag – sie wurden von diesem sektiererischen Ansturm niedergetrampelt, den die syrische Opposition unter ihren eigenen Anhängern mit großem Eifer gefördert hat.

Eine der vielleicht unrühmlichsten Errungenschaften der vom Westen gestützten und von den Golfstaaten finanzierten syrischen Opposition ist, dass sie es geschafft hat – und dass im Verlauf weniger Monate –, den zukünftigen Aussichten des syrischen Volkes, einen eigenen, authentischen Aufstand zu haben, um positive Veränderungen in seinem Land herbeizuführen, einen solch kolossalen, irreparablen Schaden zuzufügen.

Dank des hinterhältigen Syrischen Nationalrats (SNC) und der durchgeknallten Freien Syrischen Armee (FSA), hat der Begriff „Revolution“ traurigerweise seinen Glanz und Wert für einen Großteil der syrischen Bevölkerung und in der arabischen Welt allgemein verloren, da er beschädigt wurde durch abscheuliche Zeichen des Sektierertums, des religiösen Fanatismus, der Unterwerfung unter ausländische Pläne, der Aufgabe nationaler Integrität und der sozialen Desintegration. Wir müssen die unübertroffene Fähigkeit des SNC, der FSA und ihren westlichen Förderer anerkennen, das, was ein wirklicher Hoffnungsschimmer war, in eine einzige Landschaft der Hoffnungslosigkeit und des Ruins verwandelt zu haben.

In nur einem Augenschlag wurde die Heimat, in der alle Syrer jahrzehntelang friedlich und harmonisch gemeinsam koexistierten, zu einem Ort, den sie nicht einmal selbst wiedererkennen, gegenseitiges Kidnappen zwischen rivalisierenden Stämmen, Sekten, Ethnien und Nachbarschaften sind an der Tagesordnung; illegale Behelfscheckpoints, von Banditen und sich bekriegenden Milizen besetzt, sind in allen syrischen Städten aus dem Boden geschossen, wo ein Personalausweis leicht dazu führen kann, dass unglückliche Passanten auf der Stelle getötet werden; die normalerweise freundliche Bevölkerung des Landes ist kopfüber in eine schreckliche Spirale von Töten und Vergeltungsmaßnahmen, Folter und Massenexekutionen getrieben worden und der Djebel Kassioun, eine einst pittoreske und lebendige Touristengegend, von wo man auf Damaskus herunterschauen kann, wurde zu einer strategischen Stellung für Raketenwerfer und Artilleriesperrfeuer.

Die meisten dieser üblen Konsequenzen gehen auf den Syrischen Nationalrat zurück, indem er das Schicksal des syrischen Aufstandes voll und ganz in die unzuverlässigen Hände Hillary Clintons und die ihrer schwerreichen Clique von Golf-Despoten legte. Diese haben jegliche Glaubwürdigkeit der Rebellion fast völlig zunichte gemacht, welche diese genossen haben mag, als sie auf den Straßen von Dera’s entstand. Sie hörte auf, eine Sache des lokalen Widerstandes gegen einen brutalen Diktator zu sein. Schnell verwandelte sie sich in einen desaströsen, vom Ausland gesteuerten Staatsstreich inklusive verrückte verdeckten und offenen Militäroperationen und Geheimdienstarbeit.
Nicht nur hat es die syrische Opposition geschafft, die syrische Revolution effektiv im Mutterleib zu töten, indem sie weite Teile der Öffentlichkeit abschreckte, sich dem Aufstand anzuschließen, sondern sie hat auch absichtlich beschlossen, die syrische Gesellschaft systematisch auseinander zu dividieren, indem sie die Saat der Intoleranz und des Konfessionsstreites säte. Gleich zu Beginn wurde die gesamte alawitische Bevölkerung kriminalisiert und als „schuldig“ angesehen, indem man sie assoziativ in die sektenhafte Nähe von Präsident Baschar al Assad stellte. Sie massenweise als „Shabiha“ (pro-Regierungsmilizen) zu brandmarken, war nichts anderes als ein billiger, aber rassistischer Trick, um die Verfolgung ganzer alawitischer Gemeinden zu rechtfertigen und etwaiger Kritik, als mögliche Reaktion auf die kriminellen Praktiken der FSA gegen unschuldige Zivilisten, den Stachel zu nehmen.

Al Dschasira (insbesondere die vulgärere arabische Abteilung des von Katar finanzierten Nachrichtensenders) war und ist immer noch ein Hauptinstrument bei der Förderung dieser tödlichen Stereotype. Der Kanal der einst (oder so schien es jedenfalls) pan-arabische nationale Angelegenheiten wie den Kampf der Palästinenser gegen die israelische Besatzung oder den irakischen Widerstand gegen die Invasion der Koalition verteidigte, vertritt nun ganz offen, was allem Anschein nach auf die ethnische Säuberung Syriens von den Alawiten hinausläuft. Dies wurde mehr als deutlich in den reflexhaften Versuchen des Kanals, die letzten Massenmorde an mehreren Mitgliedern der Berri Familie in Aleppo zu rechtfertigen und zu behaupten, dass die Opfer einfach gekleidete „bis zu den Zähnen bewaffnete“ paramilitärische Verbrecher seien, die vor ihrer Gefangennahme und raschen Exekution durch die „guten Jungs“ zusammen mit den Regierungstruppen gekämpft hatten. Dieser viele Millionen Dollar schwere Medienkoloss ist nichts anderes mehr als ein heruntergekommenes PR-Büro für die verbrecherische Free Syrian Army.

Natürlich war diese krasse Bigotterie nicht auf die Alawiten beschränkt, sondern wurde auch reichlich auf die Schiiten ausgeweitet. In einer bizarren Neumischung der politischen Karten wurde Syrien für einen Haufen CIA-, MI6- und sogar Mossad-Agenten zu einem Rückzugsgebiet, wo sie nach Herzenslust durch die von Rebellen kontrollierten Gebieten hin und her ziehen können – nicht jedoch libanesisch-schiitische Familien und iranische Zivilisten, die das Ziel einer bösartigen Hexenjagd wurden, als verschiedene Gangs und Teile der Freien Syrischen Armee um die Ehre wetteifern, diese Menschen zu „beherbergen“ (ein kaltschnäuziger Euphemismus für „kidnappen“, der von den Entführer verwendet und schamlos von Al Dschasira und Al Arabiya in ihren Nachrichten wiederholt wird) und sie im Live-Fernsehen zu demütigen.

Ein typisches Beispiel: Am 22. Mai 2012 wurde eine Busladung schiitischer Pilger (einschließlich Frauen) von Gangs der FSA in der Nähe von Aleppo mit Gewehren im Anschlag aufgehalten als sie, zurück von einer religiösen Fahrt in den Iran, auf dem Weg nach Hause in den Libanon waren. Die Frau wurde später freigelassen, aber bis heute ist das Schicksal der restlichen elf Männer unklar (trotz einer Reihe von schlecht inszenierten, für die Eigenwerbung verfassten theatralischen TV-Auftritten der Kidnapper in libanesischen Fernsehkanälen).
Das Unglaubliche ist, dass die Entführer sich noch nicht einmal entschieden haben, was eigentlich ihre Forderungen sind und wodurch diese Geiseln aus der Gefangenschaft befreit werden können. Erst forderten sie, dass das syrische Regime seine Militärkampagne gegen von Rebellen gehaltene Gebiete im Austausch für ihre Freilassung stoppen sollte. Dann benutzen sie die Geiseln plump, um eine Entschuldigung von Sayyed Hassan Nasrallah, dem Chef der Hisbollah, zu erzwingen (eine Entschuldigung wofür! Ich bin nicht sicher, aber wahrscheinlich für die absurde Lüge der Rebellen selbst, die sie halfen in den Medien zu verbreiten über Hisbollahs angebliche Beteiligung bei der Niederschlagung von Protesten durch die syrische Regierung). Schließlich änderten sie ihre Version und kündigten an, die Gefangenen würden erst freigelassen, wenn die Revolution erfolgreich und die Wahl eines neuen demokratisch gewählten Parlaments in Syrien erfolgt sei.
Natürlich gehört das Kidnappen von 48 Iranern in Damaskus am 4. August 2012 ebenfalls in den sektiererischen Kontext. Es reicht, dass die Rebellen erklären – und das ohne jeglichen Beweis –, dass jeder einzelne der 48 Geiseln ein Mitglied der iranischen Revolutionären Garde sei: Die Mainstream-Medien schlucken dies sofort und echoen fast unbesehen die bigotten Verdrehungen der Kidnapper als „bewiesene Tatsachen“.

Die systematische Dekonstruktion der syrischen Identität, um den Weg für eine neue frei zu machen, wo religiöse Bekenntnisse den Nationalismus überwölben, ist schon immer eine der Hauptvisitenkarten der von der Muslimbruderschaft geführten syrischen Opposition gewesen. Und wie Motten vom Feuer angezogen sind, so übersteuerten die von Saudi Arabien und Katar finanzierten Medien und förderten und fütterten tatsächlich das Krebswachstum der sektiererischen Rhetorik innerhalb der Reihen der öffentlichen Unterstützer der Revolution.
Eine schnelle Sichtung der Online-Foren, Chat-Rooms und Facebook-Seiten, die der Unterstützung der syrischen Revolution gewidmet sind, enthüllt das ganze Ausmaß der Indoktrinierung bei den Vertretern der Opposition. Jeder Alawit ist zu einem Agenten des Iran geworden. Sie auszurotten, ist angemessen (oder noch schlimmer … ist religiöse Pflicht). Feindseligen Gefühlen wird freier Lauf gelassen. Einige dieser Seiten befürworten tatsächlich das Kidnappen von Alawiten und Schiiten, während andere Todesdrohungen ausstoßen oder sogar „Todeslisten“ führen mit den Namen örtlicher religiöser Beamter, Journalisten und Personen, die dem Regime gegenüber loyal sind oder ganz einfach normaler syrischer Bürger, die für den Tod bestimmt sind, weil sie dabei erwischt wurden, dass sie für al-Assad oder den regierungsnahen Fernsehsender Addunia Sympathie zeigten.

Ein flüchtiges Überprüfen der Slogans, welche die syrischen Rebellen für jede größere Freitagsdemonstration seit dem Beginn der Revolution im März 2011 bestimmt haben (sie folgen dabei einem populären Trend des arabischen Frühlings, Freitagen bestimmte Titel zu verleihen, um einen größeren Aktions- und Mobilisierungstag zu bestimmen) würde ausreichen, um die chronischen, sektiererischen, entzweienden und manchmal separatistischen Untertöne zu offenbaren, die diesen Aufstand seit Anbeginn plagten.

Anstatt gemeinsame Themen der nationalen Einheit und des Einklangs zu betonen, die über religiöse und ethnische Teilung hinausweisen, optierten die syrischen „Revolutionäre“ dafür, die trennenden Elemente innerhalb der syrischen Gesellschaft zu betonen, indem sie Freitagstitel auswählten, die die einfachsten ethnischen und sektiererischen Instinkte der durchschnittlichen Syrer ansprachen. Z. B. wurden die Anti-Regierungsdemonstrationen am 20. Mai 2011 „Azadi-Freitag“ genannt – ein plumper Versuch, die kurdische Bevölkerung des Landes zu überzeugen, am Aufstand gegen Präsident Bashar al-Assad  teilzunehmen (Azadi ist das kurdische Wort für Freiheit). Zehn Monate später wurden die Demonstrationen am 9. März 2012 ebenfalls „Freitag der Loyalität mit dem kurdischen Aufstand“ genannt. Wenn Demokratie, Menschenrechte und politische Freiheiten tatsächlich der Hauptantrieb für die Revolte gegen das Regime wären, warum gibt es dann ein Bedürfnis, einzelne Bevölkerungsgruppen herauszustellen und einen dumpfen Sinn für ethnischen Nationalismus innerhalb dieser Minderheit anzustacheln?

Andere wichtige Themen liefen darauf hinaus, westlichen Mächten Einladungen auszusprechen, zu kommen und das Land zu bombardieren, siehe auch den „Freitag der internationalen Schutzes“ (9. September 2011), „Freitag der Flugverbotszone“ (28. Oktober 2011), „Freitag des Einfrierens von Syriens Mitgliedschaft in der arabischen Liga“ (11. November 2011), „Freitag der syrischen Pufferzone“ (2. Dezember 2011) und natürlich der „Freitag der sofortigen ausländischen Intervention“ am 16. März 2012.

Nationale rote Linien wurden im Namen der Revolution überschritten wegen der vorherrschenden verzerrten Kultur der selbstverordneten Straflosigkeit, welche ironischerweise den Aufstand umso anfälliger für alle Arten von ausländischen Manipulationen machte. Nun ist die ganze Situation in Syrien völlig verfahren und die Sichtweisen im öffentlichen Diskurs sind schwer verändert. Der Ruf nach einer NATO-Militärintervention wird eher debattiert als rundheraus abgelehnt. Das ähnelt sehr der Art, wie die „Befreiung Libyens“ durch die amerikanische und französische Luftwaffe mittels Luftschlägen und Bombardierungen herbeigeführt wurde. Wir hören von der „Befreiung Aleppos“ in den Nachrichten. Jedoch sind es ausländische, von westlichen imperialen Regierungen unterstützt Milizen, die das meiste bei dieser „Befreiung“ gegen die Nationale Syrische Armee tun.

Von Anfang an war die sogenannte syrische Revolution in eine chronische Aura der Selbstglorifizierung eingehüllt, eine geschickt verpackte Vortäuschung von Heiligkeit und pharisäerhafter Selbstgerechtigkeit. Niemand durfte die Rebellen kritisieren, ihre fragwürdigen politischen Tendenzen (fragwürdig im besten, geradezu hochverräterisch im schlimmsten Fall), und/oder ihre zahlreichen kriminellen Handlungen, die sie unter dem Feigenblatt von Freiheit und Demokratie begingen. Heilige waren sie, Idealisten, David, der gegen den diabolischen Goliath aufsteht, und vor allem waren sie die Lieblinge des „zivilisierten“ Westens, die nur mit Handys, Bannern und Twitter-Accounts bewaffnet waren.

Dies war die Referenz für einen Aufstand, wie man ihn selten gesehen hat. Man gab der syrischen Opposition substanzielle Medienschlagkraft, die bis zum äußersten ausgebeutet wurde. Plötzlich war die Rebellion über alle Anschuldigungen und Skepsis erhaben. Jeder, der es wagte, gegenüber irgendeinem dieser zahlreichen Chaoten auch nur anzudeuten, dass Missetaten und Verbrechen von der FSA oder dem SNC begangen worden seien, wurde sofort als absoluter Anwalt der Tyrannei oder als „Shabih“ für Bashar al-Assad gebrandmarkt. Und was dem Fass den Boden ausschlägt ist, dass diejenigen, die gegen die Ansichten der syrischen Opposition in Sachen Demokratie und der Zukunft Syriens sind, sehr leicht aus einem Fenster im dritten Stock gestoßen werden oder einem Schicksal entgegensehen können, das sehr stark dem der Berri Familie ähnelt: Aus nächster Nähe von Maschinengewehren niedergemäht unter jubelnden „Allahu Akbar“-Rufen … Demokratie, wie sie leibt und lebt.

Warum schauen sich westliche Reporter nicht die schauerlichen Videos an, die Rebellen zeigen, die in kriminellen Exzessen und Schlächtereien schwelgen, das letzte kam aus Aleppo und zeigte die verstümmelten Körper von Postangestellten (natürlich, wenn man ein staatlicher Angestellter in Syrien ist, muss man ein Shabih sein, nicht wahr?), die vom Dach eines Postgebäudes geworfen wurden … und ja, Sie haben es erraten, unter frenetischen Rufen von „Allahu Akbar“, denn ohne die religiöse Färbung wäre es nicht perfekt, was die morbide Tatsache unterstreicht, dass dies eigentlich Gottes Werk war, welches getan wurde.

In Wirklichkeit sind die sogenannten syrischen Rebellen genauso weit entfernt von ihrem erfundenen, propagierten Mantra der Demokratie, der Menschenrechte und des politischen Pluralismus wie das Regime, gegen das sie vorgeben zu rebellieren; und wenn die Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien aktive Partner in irgendeiner Revolution werden, weiß man instinktiv, dass mit diesem Bild etwas nicht stimmt.

Die Türkei, Saudi Arabien und Katar (die beiden letzteren sind weit davon entfernt, der heilige Gral der Demokratie zu sein), haben rund um die Uhr unter Aufsicht des imperialen Westens daran gearbeitet, sicherzustellen, dass die einzige offene Straße zur syrischen Krise diejenige ist, die zum Bürgerkrieg führt. Sie nutzen es voll aus, dass es vorher schon die Grundlage eines gewaltsamen, von der NATO finanzierten Unternehmens zur Verbreitung der Demokratie in Libyen gab, um Syrien in diese grässliche Orgie der Zerstörung und des Stellvertreterkriegs zu stürzen und den „Griff zu Waffe“ zu romantisieren und die syrischen Öffentlichkeit in diesen Treibsand des eigenen Blutvergießens hineinzureden.

Es ist als ob die syrische „Revolution“ die Uhr des arabischen Frühlings zurückgestellt hätte, der mit solch utopischem Überschwang in Tunesien und Ägypten begann. Junge nationale Aktivisten wurden in die Unsichtbarkeit und Machtlosigkeit gezwungen, während sozialistische und linke Dissidenten, die wirkliche Reformen wollten, zugunsten schießwütiger Radikaler und ausländischer islamistischer Militanter aus verschiedenen arabischen und islamischen Staaten an den Rand gedrängt wurden (sogar westliche Medien fühlten sich genötigt, diesen Punkt kürzlich einzugestehen, nachdem sie um das Thema monatelang Eiertänze aufgeführt hatten).

Und mit der schweren Militarisierung der Revolution (die während der frühen Stadien der Bürgerbewegung begann, viel früher als die meisten Medien uns glauben lassen wollten), wurde der syrischen Revolution noch ein weiterer Pfahl durchs Herz getrieben, besonders, wenn man die Quelle der Finanzierung und die Waffenlieferungen berücksichtigt, die in den letzten anderthalb Jahren pausenlos in das Land strömten. Die Tresore der Golf-Scheichtümer sind weit offen für die Finanzierung eines bewaffneten Aufstandes, der nur darauf abzielt, Syriens zentrale Rolle auf der geopolitischen Landkarte der Region neu zu bestimmen, zunehmend auf Kosten der legitimen Hoffnungen des syrischen Volkes auf soziale Gerechtigkeit, mehr politische Freiheiten und auf ein Ende der staatlichen Korruption.

Das syrische Volk bat nicht um eine Neuausrichtung der Außenpolitik seiner derzeitigen Regierung, welche die Widerstandbewegung im Libanon, in Palästina und im Irak unterstützte. Das syrische Volk verlangte nicht nach einer mit den USA verbündeten Marionettenregierung. Das syrische Volk bat nicht um einen verkrüppelnden Wirtschaftskrieg, der schlecht verkleidet wird als „Smart Sanctions“ gegen das Assad-Regime. Und sicher baten die Syrer nicht um ausländische Interventionen in ihrem Namen, die zweifellos zerstörerische Folgen für ihr eigenes Land haben und es zerrissen, geschändet und in Fetzen zurücklassen werden.

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10 Antworten zu “Syrien-Analyse: Die Schande des Westens”

  1. Frank Z. sagt:

    Die betreiber von lafontaines-linke haben meinen Hinweis auf den Pussy riot-Artikel von Fredericke Beck nicht freigeschaltet, vermutlich weil sich die Parteivorsitzende von DIE LINKE ja selbst vor der russischen Botschaft für die Freiheit von Pussy Riot einsetzt. Wie peinlich:
    http://www.katja-kipping.de/article/587.svobodu-pussy-riot.html

  2. Christa sagt:

    Meinen Hinweis zu dem Pussy Riot Artikel haben sie bei utopia.de freigeschaltet, aber danach bin ich schrecklich beschimpft worden, dass ich die “dubiose Seite einer Verschwörungstheoretikerin” verlinkt habe.
    Und wenn ich sehe, dass AVAAZ jetzt offen zu einer Revolution in Russland mobil macht :
    http://www.avaaz.org/de/
    unter dem Motto : “Free Pussy riot” Free Russia” ,
    dann wundert mich gar nichts mehr.

  3. Friederike Beck sagt:

    Ganz ehrlich: Ich konnte diesen Hinweis gar nicht entdecken, nur ein Komm. von jem., der meinte, hier könne jem. Punk nicht leiden u. bei Klassik sei alles ok gewesen…Kommentar überflüssig.

  4. Ingeborg Hilmes sagt:

    Herzlichen Dank für Ihre Übersetzung des Artikels von Ahmad Barqawi: “Syrien-Analyse: Die Schande des Westens”. Diese Analyse zeigt einmal mehr, wie sehr die Worte “Freiheit” und “Demokratie” missbraucht werden von den westlichen Regierungen und deren Helfershelfern, um ihre egoistischen Ziele der Aneignung von Ressourcen anderer Länder unter Ausschaltung von deren Regierungen und Ermordung eines großen Teils der Bevölkerungen geschieht. Natürlich geht das einher mit der Ausschaltung freier Medien, so wie der Erschwernis von Demonstrationen des Widerstandes im eigenen Land. Klar, dass solches Unrecht überall durch Zunahme von Korruption begleitet wird, wie wir inzwischen auch im eigenen Land feststellen dürfen. Unser Grundgesetz, das solche Kriegs-Aktionen im Ausland (Kosovo, Afghanistan, Libyen und Syrien durch unsere Soldaten, Geheimdienste, Lauschaktionen, Rüstungsgüter) eigentlich nicht zulassen dürfte, wird außer Kraft gesetzt, in dem man die Dinge verschleiert. Es ist eine Schande, was geschieht überall in der Welt. Es ist eine Schande, wenn wir es weiter zulassen. Es ist genug, dieses Treiben muss endlich ein Ende haben!
    Ich werde diesen Artikel in Facebook posten.
    Danke und herzliche Grüße,
    Ingeborg Hilmes

  5. Der entehrte Westen | denkbonus sagt:

    [...] Weg findet in die Hände unserer „Politik-Entscheider“ und ihnen den eigenen Spiegel vorhält. weiterlesen Gefällt mir:Gefällt mirSei der Erste dem dies [...]

  6. Der entehrte Westen « volksbetrug.net sagt:

    [...] Barqawi ist Jordanier und Assad-Gegner. Gleichwohl liefert er eine schonungslose Analyse der „Rebellen“. Man möchte seinem Bericht wünschen, dass er den Weg findet in die Hände unserer „Politik-Entscheider“ und ihnen den eigenen Spiegel vorhält. weiterlesen [...]

  7. Syrien-Analyse: Die Schande des Westens « Bedenklich sagt:

    [...] Quelle: Friederike BeckLog´s [...]

  8. Welehamm sagt:

    Danke für diesen grandiosen Artikel. Toll, dass die Autokratien von Katar und Saudi-Arabien unsere Außenpolitik bestimmen. Der Hammer: Aus unseren Steuergelder werden die Schmiergelder bezahlt: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-europa-bezahlt-assad-vertraute-fuers-ueberlaufen-a-851196.html

  9. BG sagt:

    Ich kann das Buch “Blackwater. Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt” (Jeremy Scahill) sehr, sehr, … empfehlen. Ein großartiges Buch!!! Plötzlich fallen alle Bausteine an ihren Platz.

    Im 4. Kapitel wird endlich die Verbindung zischen Bremer (der Besatzer von Irak) und Kissinger erklärt. Ich musste dabei an eine Ihrer Lesung aus dem Guttenberg-Dossier denken.

    http://www.amazon.de/Blackwater-Aufstieg-m%C3%A4chtigsten-Privatarmee-Welt/dp/3888975123/ref=sr_1_sc_1?s=books&ie=UTF8&qid=1348941623&sr=1-1-spell

  10. Werner Kämtner sagt:

    Das zeigt wirklich Mut von Hr.Ahmad Barqawi .
    Es ist die Realität die uns da gezeigt wird, dass müssen unere Politiker mal
    lesen. Er hat Recht mit den beiden Sendern ” AJE-AL Jazeera und Alarabiya.net. ” am Anfang waren die ganz gut aber jetzt Goebbels verblasst
    gegen die beiden. Da kommen unsere Propaganda Sender auch mit ARD und ZDF. Ich denke da an Hr. Armbruster bei den tanzen alle auf den Straßen.

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