Archiv für den Monat September 2012

Warum ich wegen Dr. Goldstein meine beste Freundin verlor

Sonntag, 09. September 2012

Kürzlich starb “Dr. Sommer”, der Bravo-Chefaufklärer von 1969–1984, deren Kolumne er jetzt aus dem Jenseits führen muss.

Wenn in der Schule jemand mit dem Blatt erwischt wurde, schnappte es sich die Nonne und es flog in hohem Bogen in den Papierkorb, wo es dann hinterher wieder herausgeklaubt wurde.

Bravo war bei mir zwischen zehn und elf Jahren ein Thema, also in der vierten und fünften Schulklasse. Klar, man war aufgeklärt, sehr schematisch und damit wieder nicht aufgeklärt. Bravo gab’s zu Hause bei einer Freundin, und ich schmökerte eifrig, besonders Dr. Sommers Kolumne. Zwei Geschichten habe ich in Erinnerung: Ein Frage eines Mädchens, deren Bruder sexuell an ihr Interesse zeigte. Nur zu, beschwichtigte Dr. Sommer, probiert es aus, es kann auch schön sein usw. Irgendwie kam mir das komisch und schwül vor. Dann eine Bildergeschichte eines Pärchens, das von einem anderen an einen Baum gefesselt worden war. Dann verlässt mich mein Gedächtnis. Jedenfalls empfand ich das derart merkwürdig, dass ich mit meiner Mutter darüber zu reden begann. Das war das Ende von Dr. Sommer. Sie erklärte mir eindringlich, warum und weshalb so etwas nicht “normal” sei. (weiterlesen…)

Der kleine Nacktprinz

Sonntag, 02. September 2012

Queen Victoria hält ihrem Sohn das Sündenregister vor (Quelle: Wikimedia Commons)

Prinz Harry, immerhin auf dem dritten Platz der englischen Thronfolge, wurde bei wüsten Rangeleien in einem Club in Las Vegas abgelichtet, beim Nacktbillard flogen die Bälle. Während die Herzilein-Presse empört tut, kann der informiertere Zeitgenosse ob dieser vergleichsweise harmlosen Bocksprüngen nur mit den Schultern zucken – außer man hängt der angestaubt-falschen Meinung an, Blaublütige  seien stets edler, asketischer und irgendwie feiner in Sitten, Gebrächen und Gebaren als das Gros der Bürgerlichen.

Man könnte jetzt unfair werden und auf eine gewisse genetische Vorbelastung des früh zum Halbwaisen gewordenen verweisen: Urgroßonkel Edward etwa schlürfte in seinem Pariser Lieblingspuff Le Chabanais, seinem Dauerdomizil, gern Champagner aus Badewannen, in denen sich zuvor “Damen” geaalt hatten. Oder den Sex-Stuhl für den oralen Gruppensex, den sich der königliche Lustmolch eigens in Paris hatte anfertigen lassen. (Er wurde von einem britischen Reporter vor nicht allzu langer Zeit tatasächlich aufgespürt, allerdings und Gott sei Dank frisch bezogen). Die letzte Geliebte in einer nicht enden wollenden Serie von Mätressen war Alice Keppel, die Urgroßmutter einer gewissen Camilla Parker-Bowles …

Edward machte seinen Landsitz Sandringham House zum Anziehungspunkt der Auschweifung und des Glücksspiels; erstmals durften auch amerikanische Dollar-Millionäre an den Lustbarkeiten teilhaben. (weiterlesen…)