Im vorangehenden Blogbeitrag, hatte ich das historische Interview mit Hillary Clinton eingestellt mit dem Fazit: Die USA haben al-Kaida in Afghanistan geschaffen und gegen die UdSSR benutzt – und wenn sie nicht gestorben sind, so bekämpfen sie diese dort immer noch.
Wer jedoch gedacht hatte, die verantwortlichen Politeliten hätten aus dem Debakel dieser höllisch-guten Idee gelernt, sieht sich enttäuscht. Aktuelles Beispiel ist Syrien.
Seit Monaten sagt die dortige Regierung, dass sich in ihrem Land hochaufgerüstete dschihadistische Kampfgruppen – aus vielen umliegenden Ländern entsandt – befinden und für Mord und Totschlag sorgen.
Dies wurde anfangs von den Medien als eine “Assad-Ente” abgetan, und man schenkt bis heute lieber der Londoner “Beobachtungsstelle für Menschenrechte”, die 3500 km vom Kriegsschauplatz entfernt ist, Gehör.
Tim Marshall von “Sky News” konnte kürzlich einige Gotteskrieger in einem syrischen Gefängnis bei Damaskus treffen (wo sie auf ihren Prozess warten) und mit ihnen über ihre Ansichten sprechen. Dabei waren zwei Türken, ein Iraker, zwei Palästinenser, der Rest Syrer.
Die Interviewten gaben als Grund ihres Kampfes den Heiligen Krieg an, erklärten, sie seien Mitglieder der al-Nusra Kampfgruppe, die ein Ableger der al-Kaida sei, und so ihre Herkunft zu verschleiern versuche. Man wolle den weltlichen syrischen Staat zerstören. Der palästinensische Syrer erklärte, er sei inspiriert durch Abu Qatada (der in Großbritannien wegen seiner al-Kaida-Verbindungen unter Hausarrest steht).
Marshall fragte auch, was mit den vielen Minderheiten, u. a. den Christen in Syrien, geschehen solle. Die Dschihadisten antworteten, diese müssten sich bekehren oder eine spezielle Steuer (die Dschizjah) zahlen, andernfalls würden sie getötet.
(Dies erklärt die zahlreichen “Schutzgelderpressungen”, die in Syrien bereits vonstatten gehen.)
Für die Zukunft sahen die Gotteskrieger die Aufgabe darin, Spanien wieder zu reislamisieren und darüber hinaus … ein islamisches Kailfat zu errichten.
Syrische Christen, Schiiten, Drusen, Alawiten, Kurden werden in einem syrischen Gottesstaat kaum einen Platz haben.
Nachfolgend ein ebenso interessanter Bericht aus Aleppo, dessen Stadtzentrum ein Zeit lang von Islamisten besetzt war, die dort auch den berühmten, alten Souk in Brand setzten.
Dort wo, die Islamisten die Kontrolle hatten, konnte man lesen:
“Boykottiert die Demokratie, boykottiert den säkularen Staat, boykottiert die Zivilgesellschaft, fordert das Kalifat!”
Die Reportage zeigt eine Gruppe von tunesischen Dschihadisten, dann spricht Abu Ahrad, der “Emir” von Ahrar a-Sham (= der freien Levante-Brigade): “Uns ist der Westen egal. Wenn er uns bekämpfen will, ziehen wir um Allahs Willen in den Krieg. Wir hoffen, Allah wird uns als Märtyrer akzeptieren. Was den Krieg mit den USA oder dem Westen betrifft. Wir haben damit kein Problem …” Man wolle ein islamistisches Kalifat errichten.
Dann zeigen die Kämpfer einen toten Dschihadisten, der aus Paris gekommen war, er wuchs in säkularer Umgebung auf, entschied sich aber, in den heiligen Krieg zu ziehen … Dann werden die Leichen von drei weiteren Getöteten Dschihadisten gezeigt. Herkunftsländer: Chile, Frankreich und Deutschland!
Danach gefragt, ob der Anführer bereit sei, auch die Islamisten im Sudan und Mali zu unterstützen, bejaht dieser. Überall auf der Welt müsse mit Männern, Geld und Waffen geholfen werden, um die Scharia durchzusetzen. Es folgt eine Lobeshymne auf die vielen ausländischen Dschihadisten, die nach Syrien ziehen, dann eine Lobrede auf Osama bin Laden und Scheich Al-Zawashiri (al-Kaida Nr. 2).
Iran? “Unser Feind seit 1400 Jahren”.
Die nächsten Szene zeigt einen jungen Gotteskrieger, der aus London angereist war.
Danach zieht die Truppe in einem Bus ab zum Training, der Einweiser ist ein erfahrender tschetschenischer Gotteskrieger, der auch schon auf dem Balkan gekämpft haben soll.
Auf die Taliban in Afghanistan angesprochen, antwortet der tschetschenische Brigadetrainer, sie sei ein Beispiel, dem man folgen müsse.
Falls man nun dachte, diese Fälle seien nur Ausnahmen, so kann man das wohl vergessen:
Der britische “Telegraph” beschrieb gestern (11.12.12) in einer Reportage, dass nicht weniger als 29 islamistische Kampfbrigaden, dem irakischen Al-Kaida-Ableger, der al-Nusra-Front, ihre Treue geschworen hätten. Sie alle hätten eine Petition unterzeichnet: “Nein zu einer amerikanischen Intervention, wir sind alle al-Nusra!”
Die al-Nusras sind wegen ihrer Kampfkraft bei andereren Einheiten der “Freien Syrischen Armee” (FSA) beliebt, wurden aber gestern von den USA auf die schwarze al-Kaida-Terrorliste gesetzt. Die Gotteskrieger zeichneten für viele Bombenanschläge und Selbstmordattentate in Syriens Städten verantwortlich.
Bereits jetzt haben die Gotteskrieger den Versuch des Westens, eine neue FSA-Führungsstruktur als “legitim” einzusetzen und als legitimen Arm der ebenfalls von Westen eingesetzten syrischen “Koalition”, einer angeblichen “legitimen Übergangsregierung”, brüsk abgelehnt.
Eine idiotisierte, hirntote oder alternativ völlig gewissenlose Politelite, auch in unserem Land, hat sehenden Auges über 16 Monate der Dschihadisierung und al-Kaidaisierung Syriens zugesehen und mit Waffenlieferungen befeuert.
Der Westen im Bett mit al-Kaida: Schande über euch!
In der britischen BBC wurde schon im August dieses Jahres im Rahmen von “Hardtalk” ein aggressiv geführtes Interview mit einem amerikanischen Waffenlobbyisten namens Brian Sayers gezeigt, der von der in Washington sitzenden “Syrian Support Group” angeheuert worden war, um in den USA Geld für Waffenlieferungen für die syrischen Rebellen aufzutreiben.
Das Interview zeigt, wie grotesk verblödet bzw. gewissenlos der Westen – angeführt von den USA – ist: Die Empfänger der Waffenlieferungen mussten vorher eine Absichtserklärung unterschreiben, dass sie für einen pluralistischen Staat in Syrien seien. Dies ist die Art der westlichen “Absicherung” – wieviele Sicherungen müssen bei den (Un)verantwortlichen da durchgeknallt sein?
Ein Blick auf das Curriculum Vitae des Waffenlobbyisten Brian Sayers zeigt:
- Political Advisor/Officer bei der NATO
- Political Advisor für die NATO, Commander Kosovo bei der NATO
- Defense Operations Division beim US State Department. Noch Fragen? Die “Syrische Support Group” ist einfach nur ein schlampiges Feigenblättchen, um für eine naive Öffentlichkeit zu verschleiern, dass die Waffen direkt von den Vereinigten Staaten an al-Kaida Syrien geliefert werden. Wobei anderer Staaten natürlich ebenfalls mitttun.
P. S.: Das Interview ist empfehlenswert, weil es einen guten, in Deutschland unbekannten harten Interviewstil demonstriert, echten Journalismus also.
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Tags: Al Kaida, al-Nusra-Front, Brian Sayers, Syrien