Weltuntergang 2012 – das aktuelle Gedicht

Weltende

Ludwig Meidner: Apokalyptische Landschaft (1913)

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Und jetzt die Überraschung: Das hochaktuelle Gedicht – es fürchtete offensichtlich den Klimawandel, den Anstieg des Meeresspiegels – ist von 1911 und von Jakob v. Hoddis. Schon damals also gab es Befürchtungen.

Vielleicht fühlte der feinnervige v. Hoddis (eigentlich Hans Davidsohn) aber auch den 1. Weltkrieg heraufziehen. Wer weiß?

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