Syrien: Gibt es ein “Geheimes Zusatzprotokoll” zwischen Russland und den USA?

Die arabische Liga stellte ihren Mitgliedern kürzlich frei, militärische Hilfe an die syrischen Rebellen zu liefern. Im Prinzip jetzt also eine offene Kriegserklärung an Syrien.

Vor drei Tagen die “Eroberung” der nord-mittel-syrischen Stadt ar-Raqqah. Sie wird von der syrischen Regierung  mit der Niederlage der Rebellen in Damaskus und Aleppo erklärt. Unter den Flüchtlingen aus der Gegend von Aleppo und Idlib hätten sich unbemerkt Militante gemischt. In der Tat scheint die Bevölkerung durch die Flüchtlinge dort um mehrere Hunderttausend angeschwollen zu sein (auf 800.000; andere Quellen nennen Zahlen von 1,5 Millionen Menschen). Außerdem kam es unter den für die Sicherheit der Stadt Verantwortlichen teilweise zu Verrat, so syrische Quellen.

Schon erreichen uns die “gewohnten” widerlichen Bilder: Gefangengenommene junge Männer werden in Massenhinrichtungen von den Fanatikern unter schrillen Alahuakbar-Rufen niedergemäht.

(Warnhinweis: Das folgende Video ist extrem brutal).

Dann folgen Luftangriffe durch die syrische Luftwaffe, Tote auf Rebellenseite und Zerstörungen in der Stadt.

Die dauernden Diskussionen, vor allem aus US- und GB-Richtung, ob man die syrischen Rebellen nicht bewaffnen solle, erscheinen immer bizarrer. Westerwelle warnt, ist dagegen. Ein albernes Geplänkel zur Beruhigung der Öffentlichkeit!

Nachfolgend ein ausführlicher Bericht mit mehreren eingestellten Videos eines kroatischen Portals, welches die allerneusten Waffen zeigt, die nach Syrien geschafft wurden und zwar bereits seit November letzten Jahres.

Es handelt sich laut dieser Quelle um 3000 (!) Tonnen Waffen und Munition, die in den letzten vier Monaten mit ca. 75 Flügen von Pleso, Zagreb International Airport aus in das kriegsgeplagte Land transportiert wurde. Die Waffen stammen aus kroatischer Quelle aber auch aus verschiedenen europäischen Ländern (explizit genannt wird England), organisiert wurde das Ganze durch die Vereinigten Staaten, zitiert die kroatische “Jutarnij List” diplomatische Quellen.

Die “New York Times” berichtete ebenfalls, dass der Waffendeal letzten Sommer durch den kroatischen Botschafter Joško Paro eingefädelt wurde.

Die USA besorgten die Organisation des Deals, Saudi-Arabien finanzierte ihn und die Türkei transportierte das Material nach Jordanien, von wo es nach Syrien geschafft werden, so die kroatische Zeitung weiter.
Darunter sind:

  • M79 Raketenwerfer
  • RPG-22 (Anti-Tank-Waffe)
  • Handgranatenwerfer RBG-6
  • und M60 Maschinengewehre aus kroatischen Beständen

Die Rebellen bestätigten mittlerweile den Erhalt der “Ware” dass sie auch bei Dschihadisten wie die  “Ahram al-Sham”-Brigade landete, wurde durch diese bestätigt. Das EU-Waffenembargo, dem auch Kroatien zustimmte, wird umgangen, indem die Waffen formal einfach an Jordanien verkauft wurden. Im übrigen, so die Zeitung, habe sich Kroatien hierdurch einmal mehr als treuer NATO-Partner und Verbündeter der USA erwiesen.

Die Gesamtsituation erlaubt keinen anderen Schluss als den, dass die seit Monaten nahezu identischen Aufrufe und Mahnungen Russlands Richtung Westen und Golfstaaten/Türkei, in Syrien an den Verhandlungstisch zu kommen, völlig ins Leere gehen. Wirkten sie vor zwei Jahren noch ehrenwert und erfolgversprechend, so erhält die Tatenlosigkeit Russlands mittlerweile einen anderen Beigeschmack: Es stellt sich die Frage, warum ein Strategiewechsel nicht längst stattgefunden hat, da die eingeschlagene diplomatische Richtung absolut nicht gefruchtet hat. Syrien geht erkennbar immer mehr den Weg Libyens, auch ein ehemaliger enger Verbündeter Russlands …

Das Land verwandelt sich zügig in einen Schutthaufen, mehr und mehr Menschen sind auf der Flucht, seine Kunstschätze und Industrieanlagen werden zerstört und/oder geplündert. Dabei gäbe es noch immer einen Ausweg:

Bereits im Juni letzten Jahres hatte Putin die Entsendung von “Blauen Tschapkas” erwogen, also der Friedenstruppe der “Organisation für kollektive Sicherheit” (CSTO), die aus Russland, Belarus, Armenien, Kasachstan, Kirgisien, Usbekistan und Tadschikistan besteht. Die blauen Tschapkas könngten sich zwischen syrische Armee und Rebellen stellen, es wäre die einzige Kraft, der so etwas auch zuzutrauen wäre. Ein Mandat für eine Entsendung der Friedenstruppe durch den UNO-Sicherheitsrat ist nicht zu erwarten; also können die 20.000 Mann die von dem CSTO-Koordinator Bordyuzha schon letzen Sommer angeboten wurden, auch ohne den “Unsicherheitsrat” entsandt werden, einfach auf Bitten Syriens hin!

Und wegen der Tatsache, dass mittlerweile schon tschetschenische und dagestanische Gotteskrieger in Syrien kämpfen! Beide Länder sind jedoch Mitglied der russischen Föderation … Ein zusätzliches starkes Argument!

Aber dann kommt der 3. Weltkrieg? Der allesvernichtende Atomblitz? Wohl kaum.

Video mit tschetschenischen und anderen ausländischen Dschihadisten in Syrien

Schon jetzt ist deutlich, dass durch die Zerstörungen Syrien auch ohne den Sturz Assads (Plan A) nach einem  Ende des Krieges am Tage X mit sich selbst beschäftigt und als Machtfaktor in der Region ausgeschaltet sein wird (Plan B).

In Sachen Russland muss man auch einen sehr hässlichen Gedanken denken dürfen: Dass es seinen Verbündeten gar nicht weiter schützen will (außer den bekannten Waffenlieferungen und Wartungsverträgen).

Es erscheint möglich, dass Russland und die USA längst die Claims abgesteckt haben: Russland darf den Mittelmeerhafen Tartus behalten, Syrien als Machtfaktor, Unterstützer der Hisbollah und Verbündeter des Iran bleibt dafür auf Jahre hinaus ausgeschaltet.

Marat Musin von “Anna-News” (abchasisches Nachrichtennetzwerk), der immer wieder in Syrien vor Ort war und ist, sagte Ende letzten Jahres in einer russischen Talk-Runde: “In zwei Monaten werden uns die Syrer Verräter nennen”. So ist es.

Gibt es für Syrien ein “geheimes Zusatzprotokoll”?

Nein, ein offenes: Der russische Außenminister Lawrow erklärte die Dinge bereits am 11.2.2013 auf Russia Today: “Russia will never involve itself in ‘another Afghanistan” (Russland wird sich nie in einem neuen Afghanistan einmischen). Und: “We will not be fighting for our positions … and creating ‘another Afghanistan’ for ourselves. Never, under no circumstances!” (Wir werden für unsere Positionen nicht kämpfen … und ein neues Afghanistan für uns schaffen. Niemals, unter keinen Umständen!)

Das hört man an gewissen Orten, von denen ungenierte unkonventionelle Kriegführung ausgeht, sicherlich gern!

Für Lawrow ist anscheinend die Alternative zu seiner ergebnislosen, ja mittlerweile grotesken Verhandlungs- und Gesprächsdiplomatie nur eine offenen kriegerischen Auseinandersetzungen. Dabei liegen unzähligen Möglichkeiten und Optionen zwischen diesen beiden Extremen!

Lawrow betont die Bedeutung souveräner Staaten, die in der Lage sind, ihre internen Probleme ohne Einmischung von außen zu lösen. Das sind  geradezu zynische Töne angesichts der massiven Einmischung, der Syrien ausgesetzt ist, und die jeden Staat der Welt auf die Dauer destabilisieren würde. Man darf an dieser Stelle bereits voraussagen, dass Russland in nicht allzu ferner Zukunft ebenfalls Opfer der abgefeimten Destabilisierungsstrategien werden wird.

“Der Minister betonte, dass Russland mit verschiedenen Oppositionsgruppen zusammenarbeiten würde, um die Unzufriedenheit ‘mit der langen Regierung einer Familie auseinanderzusetzen sowie den abwesenden Bürgerrechten, eine häufige Tatsache in vielen Ländern der Region, einschließlich der Monarchien. Lawrow laviert schlau, stichelt ein wenig in Richtung Golf-Monarchien, es wird an dieser Stelle jedoch klar, dass Syrien von Russland nichts mehr zu erwarten hat.

Diplomatische Anstrengungen würden den evolutionären Wandel stimulieren. Wo lebt Lawrow? Seine diplomatischen “Bemühungen” haben Raum für ein fortschreitendes Zerstörungswerk gegeben.

Und dann wird klar, worum es Russland letztlich geht: Um Geschäfte. Lawrow erwähnt lobend, dass aus Libyen und Ägypten Signale gekommen seien, die Geschäftbeziehungen wieder herzustellen. Ganz zu schweigen vom Irak, dessen Regierung 2003 mit amerikanischen Bayonetten instaliert worden sei. Heute sei Bagdad bereit für Deals mit Öl-, Energie- und anderen Konzernen.

Der Artikel ist ein wahrer Augenöffner! Auch für diejenigen, die Russland immer als Alternative sehen wollten. Syrien wird zugunsten von russischen Konzerninteressen geopfert.

Das neue Soft-Konzept Russlands passt zu Putins Ankündigung vom 15.2.13, nur noch “Soft-Power” in der Außenpolitik anwenden zu wollen. In Richtung USA und allen anderen Partnern offerierte eine eine “umfassende Kooperationsbereitschaft”.

Man sollte aufhören, in Russland ein mögliches Gegenkonzept zu Dronen, Guantanamos, Black Sites, brutalen Regimechanges und bluttriefenden Foltertischen zu sehen.

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2 Antworten zu “Syrien: Gibt es ein “Geheimes Zusatzprotokoll” zwischen Russland und den USA?”

  1. Schmidt sagt:

    Ich verstehe diesen Artikel nicht! Sie versuchen einen “negativen” Artikel zu schreiben es es klappt nicht wirklich. Was hat jetzt russische Regierung “falsch” gemacht ? Soll Russland auf eigene Faust handeln ohne einen UN Mandat ? Sie schreiben hier von russischen “Friedenstruppen” aber was passiert falls diese von Islamisten angegriefen werden scheint Sie nicht zu Interesieren. Was kann kann Russland tun um dieses Blutfergiesen zu stopen? Sie geben in diesem Artikel keine Antwort auf diese Frage. Nur kommische Unterstellungen sonnst leider nichts.

  2. Wer auf “die Russen” hofft (wie viele Blinde auch bei uns), der hat schon verloren.

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