“Die Zahl der Ganztagsschulen steigt.
[Mhmhmhmhmh.]
Im kommenden Schuljahr kommt die Ganztagsbetreuung in 18 weiteren Schulen hinzu. [Rheinland-Pfalz].
[Mhmhmmhmhmhm.]
Wie das Bildungsministerium gestern in Mainz weiter mitteilte, nehmen damit 597 Schulen am Ausbauprogramm teil. Die Landesregierung erweitert das Ganztagsangebot damit langsam aber kontinuierlich.
[Mhmhmhmh]
Außerdem gibt es 106 Schulen mit verpflichtendem Ganztagsunterricht und mehr als 3000 Schulen mit einem eingeschränkten Nachmittagsangebot.”
(GA Bonn, 26.3.2013).
Ich versuche mir vorzustellen, wenn im Grundschulalter oder später jemand versucht hätte, mich in eine Ganztagsschule zu stecken … Mein Grausen wäre gestern wie heute dasselbe. Damals hätte ich vermutlich noch wesentlich emotionaler reagiert, als ich es mir heute noch vorstellen kann.
“Verpflichtender Ganztagsunterricht”. Gibt es in diesem Land keine Ärzte, Hirnforscher oder – wenigstens Tierschützer mehr, die den Kindern irgendwie zur Seite stehen können? Ganztägige “Beschulung” verstößt gegen alles, was Kindheit ausmacht.
Ich muss im Paradies aufgewachsen sein: Schule, nach Hause, meiner Mutter schnell über Doofheiten und Bosheiten der Mitschüler und Lehrer erzählt, Mittagessen, schnell Hausaufgaben und dann: Raus!
Die große Freiheit, stundenlanges Gestrolche mit Spielkameraden, keinerlei Kontrolle durch Erwachsene bis zum Abendessen (und das bei einer wohlgemerkt recht ängstlichen Mutter). Über dieses Treiben in jenen Stunden würde nie jemand erfahren, es führte auch nie zur Inanspruchnahme einer Versicherung durch meine Eltern, ganz klar. Über Stunden: Keine Kontrolle, nichts, nur eine freiwillige Rückmeldung gegen Abend zur Abendbrotzeit mit meist durchhängendem Magen.
Dazwischen lagen allerlei Abenteuer, Kirschenklau, Schmetterlinge mit kleinen Eimerchen fangen, stundenlang Würmer ausgraben und das sich windende Gewürm studieren, mit bloßen Händen Lehm an feuchten, dunklen Stellen ausgraben und Figürchen formen und trocknen lassen und damit spielen, Vertelefonieren von Münzen in Telefonzellen mit Beschimpfung Unbekannter, endloses Gekichere, Klöppereien, Einstieg in Schuppen und leerstehende Häuser, Blumenklau in Vorgärten (nur für jeden ein Sträußchen), Durchwühlen und Durchschnüffeln von Kellern, Feuerlegen, Sprengversuche mit alten Spraydosen und Flaschen und eingehende Erklärungen über die Funktionsweise und das Verhalten des Penis. Koch- und Schmorversuche im Freien, Pfeil- und Bogen herstellen, in Bäumen hangeln, mit Rollschuhen stundenlang herumrasen, stundenlanges Gummitwist- und Seilspringen, von hohen Garagendächern herunterspringen, blöden Leuten auflauern. Im Gymnasialalter dann selbstständige Fahrten zu sämtlichen erreichbaren Sportaktivitäten und diversen Hobbykursen.
Unvorstellbar: Eine verwaltete, permanent kontrollierte und “betreute” Kindheit und Jugend, jeden Tag, über Jahre.
Eine Schule ganz in meiner Nähe führt diese Ganztagsbeschulung schon durch, sie geht bis in die Abendstunden: normaler Stundenplan, dann Hausaufgabenbetreuung, dann Nachhilfeunterricht. Die meisten Schüler müssen sich am 1. jedes Monats ein Medikamentenpaket abholen meist mit Ritalin und Antidepressiva. Alle kiffen, es gibt häufig Drogenkontrollen.
Welche Art von Jugendlichen soll ein solches staatliches Kontrollsystem freisetzen? Mir graut es. Jugendliche Altenheiminsassen. Betreut, gegängelt, ach ja, und extrem “gefördert”.
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Tags: Ganztagsschule
In der Grundrichtung finde ich das auch.
Bei Sprengversuchen bedarf es aber dann so allmählich doch einer staatlichen Anleitung.
Sehr geehrtr Frau Beck,
gut dass sie diese Ansichten nicht bei JBK vorgrtrageen haben.
er hätte Sie disqualifiziert. Fragen Sie mal Frau Herrmann.
Sonst: Zustimmung. So ähnlich bin ich auch aufgewachsen.
Ich konnte dann auf dem 2ten Bildungsweg eine Ausbildung machen.
eben nicht: es muss etwas geben, was Erwachsene nicht wissen. hatte außerdem einen erfahrenen Sprengmeister dabei :_))
Wer oder was ist JBK?
JBK – Johannes B.Kerner
“JBK” ist m.E. Johannes B. Kerner.
und wer ist Johannes B. Kerner? :-))
Ihr Beitrag hat mich berührt. Vielleicht, weil ich eine wirklich auffallende Ähnlichkeit zu meiner eigenen Kindheit entdecken konnte. Sogar die Nummer mit den Spraydosen – die waren echt cool. Allerdings bin ich mit 12 in ein Internat gekommen. Dort gab es nach der Schule und dem Mittagessen eine Stunde zum Herumtollen und dann folgten zwei Stunden ‘Lernzeit’ für die Hausaufgaben unter der Aufsicht von Lehrern. Nach dem Abendessen folgte eine weitere Stunde. Dennoch muss ich aus heutiger Sicht bekennen, dass es mir nicht geschadet hat. Und Zeit zum Blödsinn machen hatten wir stets genug.
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