Dezember 2008: Die Immobilienblase in Irland platzt. Irische Banken hatten einseitig und in ungeheurem Ausmaß Hypothekenkredite vergeben. Nicht genug damit. Die Anglo Irish Bank hatte sogar ihren eigenen Direktoren Kredite in Höhe von 255 Millionen Euro genehmigt, was bei Kontrollen allmählich ans Tageslicht kam. Dies löste eine Kettenreaktion aus. Anglo Irish geriet als erste irische Bank in Schieflage.
Schon wenige Tage später kündigte der damalige irische Regierungschef in Panik an, alle drei großen irischen Banken ( Anglo Irish, Allied Irish, Bank of Ireland) würden von der Regierung rekapitalisiert werden.
Bingo! Zwei Tage vor Weihnachten sprach der irische Finanzminister Brian Lenihan von einem „guten Deal für die Steuerzahler“. 30 Milliarden kostete den Steuerzahler bisher der Versuch, das „Vertrauen der Finanzmärkte“ wiederzugewinnen, bis die Bank nach grotesken Verlusten dann doch abgewickelt werden musste.
Folge: Irland musste 2010 unter den Rettungsschirm und bekam eine Garantie über 85 Milliarden Euro – rund 27% davon kommen aus Deutschland.
Die Tonbänder, die nun auftauchten, dokumentieren wie John Bowe, ein damaliger „Anglo“-Manager, der mit der Zentralbank über die Höhe der Rekapitalisierung verhandelte, diese über den Tisch zog. Bowe lacht sich kaputt darüber, wie er vom Staat 7 Milliarden verlangte, eine Zahl die er sich „aus dem Arsch zog“.
Die Telefonauszeichnungen kommen laut Medienberichten aus dem internen Telefonsystem der Bank und lagen angeblich ein Jahr bei der irischen Polizei.
Die Konversation zwischen Bowe und einem anderen hohen Manager (Peter Fitzgerald) belegt, wie man die Höhe der in Wahrheit verzockten Summen absichtlich verschwieg, um den Staat in die Hilfsaktion hineinzumanövrieren, wohl wissend, dass es dann keinen Weg zurück mehr geben würde!
„Wenn sie [die Zentralbank] das ganze Ausmaß gleich zu Anfang sehen, könnten sie entscheiden, dass sie eine Wahl haben, weißt Du was ich meine?“
„Sie könnten sagen, die Kosten für den Steuerzahler sind zu hoch…wenn es am Beginn nicht zu groß aussieht…wenn es nach viel aussieht, viel genug, um wichtig zu seine, aber nicht zu viel, damit gleich alles verdorben wird, dann, denke ich haben wir eine Chance. So denke ich, es kann man sich ranpirschen“.
Die skandalösen Tapes kommen nun stückweise an die Öffentlichkeit. In einem macht sich der damalige Anglo-Irish-Bank-Boss David Drumm über die Engländer und Deutschen lustig, die nach der staatlichen Garantie wieder besonders viel Geld dort anlegten. Sein Manager Bowe singt das Deutschlandlied und die zwei amüsieren sich königlich.
Die Konversation offenbart ungenierte Gier, Arrogant und Fäkalsprache am laufenden Band.
Auch Kanzlerin Angela Merkel kamen die Ekel-Tapes wohl zu Ohren, sie hat „tiefe Verachtung“ für die irischen Banker: „Die Tonalität scheint bankübergreifend gleich zu sein. Sie ist für Menschen die ganz normal jeden Tag zur Arbeit gehen, die ihr Geld verdienen, einfach nur ganz, ganz schwer zu verkraften, um nicht zu sagen, gar nicht zu verkraften.“ (GA Bonn v. 29./30.6.2013).
Doch das Entscheidende ist bisher nicht geschehen: Keiner der Verantwortlichen wurde vor Gericht gestellt und mit seinem Privatvermögen für den angerichteten Schaden in Haftung genommen. Ex-Bank-Boss David Drumm floh in die USA und lebt dort unbehelligt. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss kommt nur zögerlich in die Gänge.
Der irische „Independent“ hat HIER die bisher veröffentlichten Telefonaufzeichnungen der Bankster eingestellt.
Aber Banken brauchen nunmehr nicht mehr zu fürchten: Bereits im Juni letzten Jahres beschloss die EU, dass Pleite-Banken sich direkt aus dem ESM rekapitalisieren können. Die Merkel-Bedingung einer gemeinsamen Bankenaufsicht wurde nun an die EZB delegiert. Der Bundestag winkte das Gesetz kürzlich durch – der permanente und umstandslose Aderlass der Steuerzahler zum Wohle der Banken ist nun institutionalisiert.
Oder wie die deutschen Wirtschaftsnachrichten schrieben:
„Der ESM ernährt die Banken in Europa selbsttätig.
Ohne Kontrolle, ohne Transparenz, ohne Rechtsmittel.“
Leibeigenschaft 2013.
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Ein Transskript einiger Gespräche hat der Schweizer “Tagesanzeiger” geleistet. Hier auf Deutsch einsehen.
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