Archiv für den Monat August 2013

Zwei Helden der freien Rede

Samstag, 31. August 2013

Erzengel Michael erschlägt einen Drachen mit dem Schwert. Spanische Illustration aus dem späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert (Quelle wikimedia commons)

Wenn die Medien hysterisch um Bombardierungen betteln und psychopathische Politiker sich in ihren grotesken Kriegstänzen immer schneller drehen, dann wären dies (eigentlich) die Stunden für Georg und Michael, das Schwert der Wahrheit und Vernunft zu ziehen und den Drachen in Notwehr abzustechen.

Michael, der Nationalheilige der Deutschen, und Georg sind beides christliche Heilige, die, ganz wie Siegfried den Fafnir, den Chaos-Drachen besiegten: den Lindwurm, der Menschenschädel in seinen Krallen umklammert hält und einen üblen Pesthauch ausströmt.

Wer hätte in unserer an (wirklichen!) Helden so armen Zeit noch die Cojones, die Bestie wenigstens wieder in ihre Stankhöhle zurückzutreiben?

Doch, Überraschung, George und Michael tauchten auf in Gestalt des unnachahmlichen Abgeordneten George Galloway, der im britischen Unterhaus vor der entscheidenden Abstimmung über die Syrienbombardierung eine funkensprühende Rede hielt. Galloway war Labour-Abgeordneter und vertritt heute eine linksgerichtete Partei, die sich aus Protest gegen den Irakkrieg von Labour abgespalten hatte.

Galloway besticht durch eine profunde Kenntnis der Situation und Geschichte des Nahen Ostens und des Islam. Sein schottischer Zungenschlag mit dem kräftig gerollten “r” ist ein Hörereignis. Nachfolgend seine Rede im britischen Unterhaus am 29.8., in der er sich vehement gegen eine Bombardierung Syriens wandte; sie dürfte zur Abstimmungsniederlage David Camerons am 30.8. beigetragen haben: (weiterlesen…)

Chemiewaffeneinsätze durch die USA – nur zur Erinnerung und nur ein Beispiel

Samstag, 31. August 2013

Agent Orange: Eine vietnameische Mutter mit ihrem schwer geistig und körperlich behinderten Kind. Die Opfer bezahlen für den Chemiewaffeneinsatz der USA 1965-71 noch heute (Quelle: wikimedia commons)

Wenn man (wie ich) einige Zeit Nachrichten und Internet fern blieb und sich dieser Tage wieder “zuschaltet”, so könnte man meinem, auf dem Planeten der Affen gelandet zu sein.

Man droht einer zeitlichen Desorientierung zum Opfer zu fallen: Fand in der Zwischenzeit ein Zeitriss, ein Fehler in der Matrix statt, wo wieder imperiale Attitude, falsche Glorie und arroganter kolonialer Kriegsgeist in London und Paris wabern? Ist neunzehntes Jahrhundert?

Oder haben wir 2003, da US-Geheimdienste mit gefälschten Beweisen den Weg für eine Koalition der Willigen frei machten, mit deren Hilfe man einen Weltbösewicht bestrafte und dabei gleich ein ganzes Land in unermessliches Unglück stürzte? Oder ist Sommer 1914, die letzten Sonnentage vor dem Weltenbrand?

Dadaistische Politik in Washington für ein mehrheitlich infantiles Publikum, die moralische Empörung über Verbrechen mimt, die keiner Beweise mehr bedürften, wird in Berlin und andernorts in Europa, diesem Nasenpopel Obamas (frei nach Gottfried Benn), mit der Feierlichkeit von Konfirmanden andächtig gefolgt. Es geht um Empörung zeigen, Zeichen setzen, schwachsinnig sein.

Leute, die in der Vergangenheit nichts dabei fanden, ganze Länder zur zerstören, mit Chemiewaffen zu vergiften, ihre Nachkommen zu verkrüppeln und ihre Kulturgüter zu vernichten, schwingen sich wieder einmal auf die Palme, um mit explosiven Bananen nach dem neuen “Menschheitsverbrecher” zu werfen, eine oberlehrerhafte “Strafaktion”, einen “Denk”- oder “Strafzettel” zu verpassen. (weiterlesen…)

Im Deutschen Märchenwald

Samstag, 03. August 2013

Deutscher Märchenwald, Altenberg

Nur eine halbe Stunde von Köln und etwas weiter von Bonn entfernt liegt der Deutsche Märchenwald gleich hinter dem Altenberger Dom im Bergischen Land. Die Idylle wurde 1931 von einem Herrn Wilhelm Schneider gegründet; noch heute sind Märchenwald und ein oberhalb liegender riesiger Gasthof in Privatbesitz, die Eintrittspreise  (3,- € Kinder, Erwachsene 4,50 €) beinahe auf dem dem Stand der Dreißiger Jahre wie fast die gesamte Anlage, die aus  Inszenierungen bekannter deutscher Märchen in kleinen Häuschen besteht, die jeweils Szenen der Handlung zeigen und große Puppen enthalten; dazu ertönt bei Bedienung eines Druckknopfes ein Tonband mit angenehm altmodischen Sprechstimmen, auch die Kinderstimmen sind glasklar zu verstehen.

Die einzelnen Häuschen laden zum Verweilen und Beobachten der Figuren aus den unterschiedlichen Blickwinkeln ein und lassen die Kinder zur Ruhe kommen. Sie drücken ihre Nasen an den Scheiben platt, schauen und lauschen. Nichts stülpt sich über sie. Zurückhaltend und zurückgenommen ist das bewährte Konzept. (weiterlesen…)