Erasmus-Stipendien sind bei jungen Leuten sehr beliebt: Man lernt Land und Leute kennen, und es bleibt in der Regel neben dem Studium genügend Zeit, auch das Kulturleben der jeweiligen Stadt zu genießen. Vielerorten sind Erasmus-Studenten zu einem Teil des Stadtbildes geworden. Es gibt Erasmus-Pogramme in allen europäischen Ländern – aber auch in der Türkei. Sie werden von der europäischen Komission. d.h. von europäischen Steuergeldern, gefördert und sollen der Integration, dem gegenseitigen Kennenlernen usw. dienen.
In der südtürkischen Universitätsstadt Gaziantep gibt es ebenfalls ein internationales Erasmus-Programm.
Die Region gehört zum kurdischem Siedlungsgebiet und liegt in der Nähe Syriens, des Irak und des Iran.
Adriana Espinosa ist eine 24 jährige Studentin der spanischen Universität Sevilla. Sie möchte Auslandsjournalistin werden und erhielt ein Erasmus-Stipendium für die Südtürkei. Am 15. September 2008 kommt sie in Gaziantep an. Sie ist bemüht, so erzählt sie, sich in der Stadt schnell zu integrieren und teilt sich eine Studentenwohnung mit zwei Türkinnen (kurdischer Abstammung wie sich herausstellt), mit denen sie über einen Professor bekannt gemacht wird. Man freundet sich an, und bei einer Gelegenheit begleitet sie ihre Kolleginnen zu einer Versammlung der legalen kurdischen Partei DTP. Adriana gegenüber EL PAIS: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass es eine illegale Versammlung war. und die Polizei, die uns beobachtete, sagte uns nichts, daher bin ich völlig ruhig weggegangen, mit Material für eine Arbeit für die Universität.“
Ein paar Tage später macht Adriana mit anderen Studenten einen Ausflug ins nahe Syrien. In ihr Zimmer in Gaziantep zurückgekehrt, findet sie ihre Kleider auf dem Boden verstreut, die Schränke offen, ihr Laptop ist weg. Die türkische Polizei war in ihrer Abwesenheit der Wohnung gewesen. Ihre beiden Wohnungsgenossinnen waren gleich zum Verhör mitgenommen und wegen Unterstützung der illegalen kurdischen PKK angeklagt worden, zuammen mit weiteren 17 Kurden. Adriana flüchtet sich voller Panik in die Wohnung einer spanischen Mitstudentin. (weiterlesen…)